Erfahrungsaustausch in Sachen Migration und Integration.
IHK Niederbayern
Erfahrungsaustausch in Sachen Migration und Integration: IHK Niederbayern, Handwerkskammer und die Regierung von Niederbayern luden zur Fachtagung nach Deggendorf ein.

Fachtagung zur Beschäftigung von Flüchtlingen in DeggendorfDie Sprache bleibt der Schlüssel

"In der Praxis läuft es gut, in der Theorie ist es schwieriger" - diese Aussagen hört man oft von Betrieben, die Flüchtlinge in Ausbildung oder Beschäftigung bringen. Bei einer Fachtagung in Deggendorf haben sich Vertreter von Unternehmen, Berufsschulen, von der Agentur für Arbeit sowie aus den Wirtschaftskammern zusammengesetzt, Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Organisiert wurde die Veranstaltung gemeinsam von der IHK Niederbayern, der Handwerkskammer sowie der Regierung von Niederbayern.

Was hat gut geklappt, was hat sich bewährt? Diese Frage stand bei den 60 Teilnehmern genauso im Mittelpunkt wie: Wo liegen die Probleme, welche Schwierigkeiten gibt es? Die Betriebe schilderten hier unterschiedliche Erfahrungen. Da gibt es den "Muster-Azubi" - so drückte es ein Unternehmer aus - der gut Deutsch spricht und fachlich den Betrieb weiterbringt, dem aber die Vorschriften im Asylverfahren zu schaffen machen und der nun zum Beispiel seine Unterkunft in der Nähe der Arbeitsstätte verlassen muss. Oder aber der Auszubildende, der ein Problem mit Frauen als Vorgesetzte hat und nicht sehr zuverlässig war, von ihm hatte sich der Betrieb später getrennt.

Spracherwerb und rechtliche Vorgaben fordern heraus

In den Gesprächsrunden des "World-Café", in denen der erste Teil der Tagung organisiert war, kristallisierten sich von Unternehmerseite aus vor allem zwei Punkte heraus; erstens: Der Schlüssel sei die Sprache, hier müsse noch viel mehr getan werden, um die Deutschkenntnisse der Flüchtlinge zu verbessern. Trotz oft hoher Motivation und guter Fertigkeiten bei den jungen Leuten bleibe die Vermittlung der Fachkenntnisse auf der Strecke, weil die Ausbilder vor allem mit dem Spracherwerb zu kämpfen hätten. Das erschwere den Start in eine Ausbildung, für beide Seiten. Und zweitens: Von den Behörden und letztlich von der Politik erwarten sich die Betriebe mehr Unterstützung und flexiblere Regelungen. Aber auch dieser Satz war zu hören: "Wir dürfen den Leuten keine falschen Hoffnungen machen", man müsse die rechtliche Situation beachten. Dass die rechtlichen Vorgaben oftmals gar nicht so leicht zu verstehen sind, war allerdings ein weiterer Kritikpunkt.

Ergänzt wurde der Erfahrungsaustausch durch Berichte von Stefan Weinberger, Weinberger Malerbetrieb Akustikbau in Osterhofen, Margot Boesl von Adito Software in Geisenhausen sowie von Michael Zink von der Berufsschule Vilshofen. "Die Integration von Geflüchteten ist nicht einfach, daher bilden wir immer nur einen aus. Doch wir haben uns dazu entschieden, mit allen Pros und Contras, und ich muss bestätigen: Man gibt nicht nur, sondern bekommt auch viel zurück, vor allem Loyalität", sagte Boesl. Weinberger hingegen erlebte bei seinem Azubi, wie stark sich ein negativer Asylbescheid auf dessen Motivation auswirkte. Er appelliert daher an die Politik, die Zukunftsperspektive von Auszubildenden durch eine Bleibeperspektive sicherzustellen. Josef Schätz, bei der Regierung von Niederbayern Leiter des Schulbereichs, bedankte sich bei den Betrieben und Lehrkräften, die einen Großteil der Integration leisteten. Gerade im dualen System gehörten die beiden Lernorte Betrieb und Berufsschule untrennbar zusammen, der Austausch zwischen beiden Seiten, wie eben bei einer solchen Veranstaltung, sei daher besonders wichtig.

Insgesamt wurde bei der Fachtagung deutlich: Wenn Integration durch Arbeit und Ausbildung gelingen soll, ist dafür eine intensive Begleitung und eine effektive Zusammenarbeit aller Beteiligten notwendig - angefangen von den Flüchtlingen selbst über die Betriebe und Schulen bis hin zu den Behörden und unterstützenden Initiativen.



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