Auch der Spaß darf laut den beiden Ausbildern beim Unterrichten nicht zu kurz kommen.
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Auch der Spaß darf laut den beiden Ausbildern beim Unterrichten nicht zu kurz kommen.

Interview mit Zimmerermeister Ulrich Liebl und Maurermeister Christian WastlWahre Helden der Aus- und Weiterbildung

Sie vermitteln nicht nur Wissen und praktische Fähigkeiten. Sie sind darüber hinaus auch Motivator, Vertrauensperson und gelegentlich Psychologe. Ohne sie wäre unsere Arbeitswelt und letztlich unsere Gesellschaft, wie wir sie heute kennen und weiterentwickeln möchten, nicht möglich. Von wem die Rede ist? Na klar, von Ausbildern! Mit zwei von ihnen traf sich die Redaktion zum Interview: Zimmerermeister Ulrich Liebl und Maurermeister Christian Wastl, beide seit knapp zehn bzw. sieben Jahren im Bildungszentrum als Ausbilder und Prüfer für die Meisterkurse der Kammer in Regensburg tätig, erzählen von ihren Erfahrungen und berichten über die Höhen und Tiefen im Arbeitsalltag eines Ausbilders und was sie tagtäglich motiviert.

Was gefällt Ihnen daran, junge Menschen auszubilden?

Hr. Wastl: Mit jungen Menschen zu arbeiten, macht mir persönlich sehr viel Spaß und es ist überaus abwechslungsreich. Klar, es ist auch manchmal anstrengend, aber man hat das Gefühl, man tut etwas wirklich Wichtiges und Nachhaltiges.

Hr. Liebl: Da kann ich meinem Kollegen nur Recht geben. Für mich ist es vor allem auch super, dass ich das was ich tue in Kombination mit meiner Leidenschaft, dem Zimmererhandwerk, verbinden kann. Zwei Fliegen mit einer Klappe sozusagen.

Weshalb die Entscheidung Ausbilder bei der HWK zu werden?

Hr. Liebl: Um ehrlich zu sein, bin ich da irgendwie reingerutscht (lacht). Nachdem ich meinen Meisterkurs vor zwölf Jahren bei der Handwerkskammer absolviert hatte, hat mich mein damaliger Kursleiter gefragt, ob ich nicht Lust hätte, selbst zu unterrichten. Obwohl ich damals eigentlich in die Selbstständigkeit wollte, habe ich mich dann doch dafür entschieden Ausbilder zu werden und bin es nach wie vor sehr gerne.

Hr. Wastl: Ich habe auch den Meisterkurs bei der Handwerkskammer gemacht und seitdem war eigentlich der Wunsch da, selbst mal auszubilden. Ich kannte das Umfeld und die Kontakte bestanden bereits. Ich dachte, das würde gut passen. Nach einer ersten Absage, da keine Stelle frei war, durfte ich dann doch im Bildungszentrum in Regensburg anfangen, worüber ich sehr glücklich bin. Acht Stunden Büroarbeit wären nichts für mich. Ich brauche die Abwechslung und den Austausch mit meinen Schülern und Kollegen.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Hr. Liebl: Der ist bei uns beiden eigentlich nahezu identisch und besteht natürlich vorwiegend aus theoretischem und praktischem Unterricht. Was viele nicht sehen und was man nicht unterschätzen sollte, ist die Unterrichtsvorbereitung. Gerade bei neuen Themen oder Themen, die man im Meisterkurs nur einmal im Jahr hat, kann das recht aufwendig sein. Darüber hinaus gibt es dann immer auch organisatorische Dinge abzuklären.

Ist es nicht anstrengend mit jedem neuen Kurs immer wieder von vorne anfangen zu müssen? Das hat ja was von Sisyphos-Arbeit.

Hr. Wastl: Ja, manchmal ist es schon anstrengend. Aber das ist eben Teil unseres Berufs. Wir müssen uns immer wieder auf neue Teilnehmer neu einstellen und flexibel bleiben.

Hr. Liebl: Das ist bei unseren Kollegen aus der ÜLÜ (Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung) ja teilweise noch extremer als bei uns. Die Kollegen haben ja nahezu wöchentlich neue Kursteilnehmer. Bei uns in den Meisterkursen bleiben die Teilnehmer wenigstens über mindestens ein Jahr die Gleichen und man kann sich mehr aufeinander einspielen.

Was sind für Sie als Ausbilder besondere Momente? Gab es Highlights?

Hr. Wastl: Für mich persönlich sind die Meisterfeiern richtige Highlights. Ich freue mich immer mit, wenn die Kursteilnehmer ganz stolz ihre Meisterbriefe entgegennehmen. Mit vielen kommen dann Gespräche auf Augenhöhe zustande und sie drücken mir dann persönlich ihren Dank aus. Dann weiß ich, die ganze Mühe und Anstrengung haben sich gelohnt.

Hr. Liebl: Das sind eigentlich die schönsten Momente. Auch wenn direkt nach der Prüfung die Ergebnisse bekannt gegeben werden. In die strahlenden Gesichter der Prüflinge zu schauen, das gibt mir sehr viel zurück. Manche von Ihnen kommen, wie gesagt, auch persönlich auf einen zu und sagen danke. Das freut mich dann immer sehr, dass die Wertschätzung da ist. Während den Kursen hört man das ja leider nur wenig.

Gab es auch mal Situationen, die besonders herausfordernd waren?

Hr. Liebl: Klar, die gibt es leider ab und zu. Aber die gehören eben auch dazu. Einmal hatte ich einen Meisterkursteilnehmer, der ständig nur am Handy gespielt und den Unterricht gestört hat. Auf meine Ermahnung hin, meinte er nur, dass er schließlich für den Kurs bezahle, er freiwillig hier ist und ich ihm gar nichts vorschreiben könnte. Als ich ihm dann sagte, dass er dann ja gehen könnte, wurde er patzig. Das passiert schon mal. Da muss man als Ausbilder aber durch. Man darf das dann auch nicht persönlich nehmen.

Hr. Wastl: Da haben die Kollegen aus der ÜLU bestimmt nochmal andere Erfahrungen als wir. Da sind die Teilnehmer ja nochmal jünger, als bei uns in der Erwachsenenbildung. Grundsätzlich merkt man aber schon, dass es immer mehr an Werten, wie Respekt, Anstand und Pünktlichkeit mangelt. Bei „Problemfällen“ hilft dann oft der Austausch mit Kollegen, um sich zu beraten, wie man weiter vorgehen könnte, um Probleme zu lösen oder um einfach auch mal Dampf abzulassen.

Sind Sie eher strengere oder lockerere Ausbilder?

Hr. Wastl: Das hängt ganz von der Situation, dem Kurs und vor allem den einzelnen Teilnehmern ab. Als Ausbilder muss man da schon immer sehr flexibel und vor allem individuell reagieren.

Es gibt schon mal Situationen, wo wir auf den Tisch hauen müssen. Gerade, wenn es um praktische Ausführungen geht, die sehr genau sein müssen und wo den Teilnehmern Disziplin abverlangt wird. Grundsätzlich schauen wir aber schon, dass es in den Kursen locker zugeht. Der Mix machts.

Was macht aus Ihrer Sicht einen guten Ausbilder aus?

Hr. Liebl: Auf jeden Fall muss einem der Umgang und die Arbeit mit Menschen Spaß machen. Denn das ist das Hauptgeschäft bei der Sache. Man sollte die Schüler in ihrer individuellen Art respektieren und darf nichts persönlich nehmen. Das habe ich schnell gelernt, sonst ärgert man sich nur. Mir hilft auch immer, mich in meine eigene Ausbildungszeit zurückzuversetzen. Dann verstehe ich meine Schüler besser und das hilft mir, besser auf sie eingehen zu können. Ich hoffe, dass mir diese Fähigkeit auch immer erhalten bleibt.

Hr. Wastl: Wenn man als frisch gebackener Ausbilder neu einsteigt, sollte man auch nicht zu streng mit sich sein. Einfach anfangen und ausprobieren. Es gibt heute noch Dinge, wo ich merke, das könnte ich an meinem eigenen Unterrichtsstil und Auftreten noch was verbessern. Aber das ist ja auch das Schöne an dem Beruf. Man entwickelt sich immer weiter.

Hr. Liebl: Das kann ich so bestätigen. Wichtig ist aus meiner Sicht auch Ehrlichkeit. Sei es mir selbst gegenüber, den Schülern gegenüber oder gegenüber meinem Fachbereichsleiter. Nur so bleibt man authentisch und verdient sich Respekt. Ich gebe zum Beispiel offen zu, wenn ich mal etwas nicht weiß. Keiner ist perfekt und allwissend. Nach dem Kurs mache ich mich dann schlau und teile es meinen Schülern bei der nächsten Unterrichtsstunde mit. Das kommt gut an und ist authentisch.

Gibt es Dinge, die sich, seit Sie als Ausbilder begonnen haben, verändert haben?

Hr. Wastl: Schon! Über die Jahre hinweg ist der Lehrplan an Themen und Inhalten erheblich gewachsen. Klar, die Arbeitswelt, egal in welchem Gewerk, wird ja auch immer komplexer. Gleichgeblieben ist allerdings unser Zeitkontingent. Das heißt, wir müssen noch mehr Wissen in der gleichen Zeit vermitteln. Das stellt uns und die Betriebe draußen vor Herausforderungen.

Hr. Liebl: Und eben die Sache mit den Werten wie Pünktlichkeit und respektvoller Umgang hat sich verändert. Das sollte ja eigentlich nicht unsere Aufgabe sein, die zu vermitteln. Tun wir aber mittlerweile in manchen Fällen, weil sonst das Unterrichten nicht möglich wäre.

Haben Sie mit manchen ausgelernten, ehemaligen Lehrlingen immer noch Kontakt?

Hr. Wastl: Teilweise ja. Aber nur sporadisch, wenn man sich zum Beispiel bei Veranstaltungen begegnet. So geht jeder nach dem Abschluss seinen eigenen Weg. Ab und an rufen auch Ehemalige an, wenn sie Probleme mit ihren eigenen Lehrlingen haben und uns dann um Rat fragen. Da muss man dann schon manchmal schmunzeln (lacht).

Vermissen Sie manchmal die produktive Arbeit auf der Baustelle?

Hr. Liebl: Ja, in den Sommermonaten sogar sehr. Ich liebe meinen Beruf und manchmal wäre es schon schön, wieder draußen auf der Baustelle produktiv zu sein. Auch bekommt man „draußen“ meiner Meinung nach viel mehr Wertschätzung für seine Arbeit. Das fehlt hier manchmal. Aber im Winter ist man doch ganz froh, wenn man drinnen Unterrichten kann. Da bin ich manchmal sehr hin und her gerissen.

Hr. Wastl: Für mich war ja eigentlich klar, dass ich als Ausbilder im Maurerhandwerk arbeiten möchte. Deshalb ist es bei mir etwas anders. Aber stimmt schon, ein wenig mehr Anerkennung für unsere Arbeit wäre wünschenswert.

Weshalb ist Ausbildung in Handwerksbetrieben so wichtig?

Hr. Liebl: Ausbildung im eigenen Betrieb hat den Vorteil, dass ich mir meine Fachkräfte sozusagen selbst „heranziehen“ und auf meinen Betrieb spezialisieren kann. So kann ich mir eventuell auch meine Betriebsübernahme sichern. Klar, manche sagen, das Handwerk wäre der Ausbilder der Nation und nach der Ausbildung würden die meisten Azubis sowieso in andere Wirtschaftszweige wechseln. Aber das trifft eben keineswegs in allen Fällen zu. Handwerksbetriebe können mit einem abwechslungsreichen Beschäftigungsfeld, vielfältigen Aufstiegschancen, flachen Hierarchien, einer Tätigkeit mit viel Eigenverantwortung und einem familiären Umfeld punkten. Das findet man in großen Konzernen eben oftmals nicht, sondern eher in kleineren und mittleren Handwerksbetrieben.

Worauf legt der Lehrlingsnachwuchs heutzutage in der Ausbildung besonderen Wert?

Hr. Wastl: Ganz klar, Freizeit. Die junge Generation heutzutage möchte flexiblere Arbeitszeiten und die sogenannten weichen Faktoren müssen vorhanden sein, also die Wertschätzung und Anerkennung ihrer Arbeit spielen auch eine immer wichtigere Rolle für die Azubis. Darauf müssen nicht nur wir als Ausbilder Rücksicht nehmen, auch bei Betrieben, die im Kampf um Nachwuchs sind, muss das ankommen. Ein weiteres Thema ist die Digitalisierung. Viele Azubis möchten mit den neuesten Technologien und Geräten arbeiten.

Warum sollten sich junge Menschen aus Ihrer Sicht heutzutage für einen Beruf im Handwerk entscheiden?

Hr. Liebl: Mit einer Ausbildung im Handwerk bekommt man eine klare Richtung, wo es hingehen soll im Leben. Man erlernt unglaublich viele praktische Grundlagen, die am Arbeitsmarkt, egal in welchem Wirtschaftszweig, immer wichtiger werden. In einem Studium würden mir trotz Praktika diese einschlägigen Praxiserfahrungen fehlen. Sicherlich ist nicht jeder für einen Handwerksberuf geeignet, das muss man auch ganz ehrlich zugeben, aber es ist sicherlich eine solide Basis für das weitere Berufsleben, egal ob man im Handwerk bleibt oder nicht.

Hr. Wastl: Als Handwerker schafft man etwas Nachhaltiges mit seinen eigenen Händen. Ich sehe sofort das Ergebnis, das macht stolz. In einer Handwerksausbildung lernt man aus meiner Sicht fürs Leben. Als fertiger Geselle oder Meister, habe ich einen anerkannten Abschluss in der Tasche und hervorragende Zukunftsaussichten, denn die Auftragsbücher der Handwerksbetriebe sind voll. Die Verdienst- und Aufstiegschancen sind sehr gut. Auch einem späteren Studium steht nichts im Weg, wenn ich das nach der Handwerksausbildung dann überhaupt noch unbedingt machen möchte. Ist aber, meiner Meinung nach, nicht mehr zwingend notwendig. Die Meisterausbildung gleicht mit Art und Umfang dem Studium, nur eben noch ergänzt mit wertvoller, einschlägiger Praxiserfahrung.   

 Ansprechpartner

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Ausbilder Zimmerer

Tel. 0941 7965-290

Fax 0941 7965-281290

ulrich.liebl--at--hwkno.de

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Sie sind Experten auf ihrem Gebiet und lieben ihren Job: Zimmerermeister Ulrich Liebl (li.) und Maurer- und Betonbauermeister Christian Wastl.
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Spiegler Benjamin Fotowerkstatt Gahr

Benjamin Spiegler

Leiter Bildungszentrum

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