Der Stadtrat eröffnete gemeinsam mit den Nachfolgelotsen den Tag der Unternehmensnachfolge in Regensburg.
HWK
Stadtrat Dr. Thomas Burger (Mitte) eröffnete gemeinsam mit den Nachfolgelotsen (v.l.) Manuel Lischka, Dr. Reinhard Rieger, Klaus Jocham, Andrea Kahr, Albert Eckl und Andreas Keller den Tag der Unternehmensnachfolge in der Regensburger Continental Arena.

"Tag der Unternehmensnachfolge" in Regensburg Nachfolge unternehmerisch angehen

Fakten, Strategien, Tipps zur Finanzierung, rechtliches Know-how und teils emotionale Einblicke bekamen rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Regensburger Continental Arena beim Tag der Unternehmensnachfolge von IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim, IHK Niederbayern, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und Hans-Lindner-Stiftung an die Hand. In zehn Workshops beleuchteten Expertenvorträge und regionale Best-Practices alle Aspekte, die es beim Thema Nachfolge zu beachten gibt.

"Rund ein Drittel der Unternehmen in der Region stehen in den nächsten zehn Jahren zur Übergabe an", berichtete Nachfolgeexperte Dr. Reinhard Rieger von der IHK Regensburg. "Dabei gibt es immer weniger Interessenten für die Übernahme eines Betriebs", so sein Kollege Manuel Lischka. Die Wirtschaftsinstitutionen in Ostbayern wollen daran etwas ändern. "Wir bieten uns im Netzwerk ‚Nachfolgelotsen‘ Seniorchefs und potenziellen Übernehmern als überparteiliche Mediatoren an", so Andreas Keller von der Handwerkskammer. Gemeinsam mit Andrea Kahr von der IHK Niederbayern und dem Geschäftsführer der Hans-Lindner-Stiftung Albert Eckl fassen die Netzwerkpartner die Herausforderung Nachfolge als standortrelevant auf.

Es muss nicht immer das Start-up sein

Ein Trend zeichnet sich im heimischen Mittelstand ab: Wurden früher rund 80 bis 90 Prozent der Familienunternehmen familienintern weitergegeben, entscheidet sich heute nur noch die Hälfte der Kinder für die Übernahme des elterlichen Lebenswerks. Dahingegen steigen die Chancen für ambitionierte junge und gut ausgebildete Menschen, per Übernahme in das Unternehmertum einzusteigen. "Unternehmerin und Unternehmer kann man nicht nur über die Gründung eines hippen Start-ups werden. Auch in bestehenden Unternehmen stecken innovative Ansätze, die man nach einer Übernahme weiter verfolgen und entwickeln kann", warb IHK-Mann Lischka auch bei Hochschulabsolventen darum, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Verantwortung für das Tun und Nicht-tun

Der inhabergeführte Mittelstand ist der Wohlstandsgarant für die Region. Das führt die Verantwortung der Firmeninhaber vor Augen. "Der Unternehmer ist verantwortlich für das, was er tut, aber auch für das, was er nicht tut", erklärte Christof Stölzel, der vor einigen Jahren die von ihm gegründete Firma Variotec in Neumarkt an seine Mitarbeiter weitergegeben hatte. Er meint damit: Wer sich nicht früh genug mit der Weitergabe seines Lebenswerks beschäftige, der setze die Zukunft seiner Mitarbeiter und deren Familien auf das Spiel. Stölzel selbst hat mehrere Jahre damit verbracht, seine Firma in gute Hände weiterzugeben.

Ähnlich ergeht es derzeit Horst Pinsker von Pinsker Druck und Medien in Mainburg. Aus dem anfänglichen Schock, als seine Tochter und Mitgeschäftsführerin des 140 Mitarbeiter starken Unternehmens ihm offenbarte, den Familienbetrieb nicht in fünfter Generation allein weiterführen zu wollen, entwickelte er peu á peu eine tragbare Lösung mit einem externen Investor. Pinsker weiß heute noch 20 Prozent des Unternehmens in Familienbesitz, sieht die Firma solide in einem Firmenverbund aufgestellt, die Arbeitsplätze gesichert und das Geschäft sogar auf Wachstumskurs. Seinen "Laden" könne man nicht so einfach verkaufen - die Verantwortung bleibt. "Sie leben ja schließlich weiterhin in demselben Ort und wollen im Wirtshaus mit den Leuten ein Bier trinken", so der leidenschaftliche Unternehmer.

Mit 55 dritten Lebensabschnitt planen

Eine gut geplante Übergabe dauert nach Einschätzung der Nachfolgelotsen rund fünf Jahre. Wann sich also damit auseinandersetzen? "Mit 55 Jahren sollte man sich ernsthafte Gedanken machen", rät Manuel Lischka. Noch immer säßen Patriarchen mit über 80 Jahren ohne Nachfolgeplan in der Schublade auf dem Chefsessel. Christof Stölzel ging nach 24 Jahren als Firmenchef früh genug und mit guter Planung in den Ruhestand. Er weiß aber, dass sich viele Senior-Chefs schwer mit dem Thema tun. "Als Unternehmer sollte man den Weg in den ‚dritten Lebensabschnitt' genauso unternehmerisch und überzeugt planen, wie man einst den Weg in das Unternehmertum geplant hatte." Neben dem großen Plus an Freizeit lässt es sich Stölzel als Privatier nicht nehmen, noch immer beratend der Firma und anderen Unternehmern zu Seite zu stehen. Eine Expertise, auf die auch die Nachfolger gerne zurückgreifen.

Work-Life-Balance auch für den Chef

In einem der Workshops veranschaulichten Seniorunternehmer Peter Sebö und sein Sohn und Nachfolger Alexander Da Silva Sebö von Best Carwash in Regensburg gemeinsam mit Albert Eckl von der Hans-Lindner-Stiftung, wie gerade das Thema Work-Life-Balance als Frage des unternehmerischen Selbstverständnisses im Generationenübergang zur Herausforderung werden kann. Stand die "alte" Generation noch so gut wie jede freie Minute in der Firma, so ist es der "jungen" Generation heute wichtig, die Familie nicht zu kurz kommen zu lassen. Vater Peter Sebö ist dennoch froh, in seinem Sohn Alexander den idealen Nachfolger gefunden zu haben. "Als Chef musst du heute Jurist sein, Motivationstrainer, Psychologe, Fachmann und Betriebswirt - finde so jemanden erst einmal." Die Betriebsübergabe wurde in einem langen und kollegialen Prozess begleitet vom Nachfolgelotsen Albert Eckl. Dabei traf der sich auch einmal am heimischen Esstisch der Sebös mit dem Familienrat inklusive der 80-jährigen Großmutter, die den Betrieb einst mit aufgebaut hatte. Was die Work-Life-Balance anbelangt, so hat Peter Sebö von seinem Sohn dazugelernt. "Heute kann der Papa sogar mehrere Wochen am Stück in den Urlaub fahren. Dabei klappt er seinen Laptop nicht mehr ganz so oft auf", schmunzelt Alexander Da Silva Sebö. Er selbst freut sich, dass die Zeit mit seiner kleinen Tochter nicht zu kurz kommt.

 Ansprechpartner

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