Sich als Arbeitgeber auf dem Bewerbermarkt zu behaupten, ist nicht einfach. Ein durchdachtes Konzept und die richtigen Methoden können Betrieben im Handwerk helfen, dennoch Fachkräfte und Nachwuchs für sich zu gewinnen.
m&h Fotografie - Hannes Harnack & Merle Busch
Sich als Arbeitgeber auf dem Bewerbermarkt zu behaupten, ist nicht einfach. Ein durchdachtes Konzept und die richtigen Methoden können Betrieben im Handwerk helfen, dennoch Fachkräfte und Nachwuchs für sich zu gewinnen.

SerieMitarbeiter gewinnen und an den Betrieb binden - Viertagewoche

Die Neumüller GmbH in Thyrnau im Landkreis Passau hat vor zwei Jahren die Viertagewoche eingeführt.

Herr Neumüller, Ihre 30 Mitarbeiter haben seit 2020 freitags immer frei. Wie kamen Sie in Ihrem Betrieb für Kran- und Stahlbau sowie Sondermaschinen auf diese Idee und was war Ihr Ziel?

Manche Mitarbeiter haben vorher auf Auswärtsmontagen täglich Mehrarbeit geleistet. Hier bürgerte es sich bereits ein, dass sie die Stunden am Freitag abbauen mussten. Einige Mitarbeiter, die auch eine Landwirtschaft betreiben oder Frauen, die wieder berufstätig sein wollten, fanden das toll. Deshalb haben wir uns mal intensiver mit diesem Thema beschäftigt. Da an Freitagen schon mittags Arbeitsschluss war, wir aber noch bei Kunden Baustellen hatten, lohnte sich der Aufwand mit Hin- und Rückfahrt oft kaum. Hier sahen wir auch Vorteile für die Firma. Des Weiteren haben wir, wie viele andere, einen Personalmangel. Wir hofften damit auch, für potenzielle Bewerber interessanter zu werden. Also folgten wir dem allgemeinen Trend: Mehr Freizeit statt Geld.

Was hat sich im Betrieb seitdem verändert?

Eigentlich nicht viel, was ich aber nicht als negativ empfinde. Die Mitarbeiter fangen eine Stunde eher an. Feierabend ist wie vorher um 16 Uhr. Unsere Mitarbeiter schaffen die gleiche Arbeit pro Woche wie vorher. Ein genereller wirtschaftlicher Vorteil lässt sich generell nicht bejahen, aber wir können sagen, dass wir auch keine Einbußen haben. Wenn eine Viertagwoche also genauso läuft wie eine Fünftagewoche – warum nicht? Es ist ja auch so, dass man den freien Tag auch selber genießt. Das Einzige, was jetzt besser geachtet werden muss, ist, dass die Kundschaften, zu denen wir fahren müssen, auch schon früh da sein sollten. Aber das lässt sich alles organisieren.

Was haben Sie bei der Vorbereitung und bei der Umsetzung gelernt?

Sich in Personalfragen keinen neuen Ideen zu verschließen, neue Wege zu gehen und auch Unbekanntes zu wagen. Wir haben die Mitarbeiter bei der Arbeitszeitgestaltung eingebunden und um Vorschläge gebeten. Es kamen die wildesten Dinge raus: Am liebsten neun Stunden Durcharbeiten ohne Pause. Dass es aber rechtlich nicht geht, haben alle verstanden. Dank des Einbindens der Mitarbeiter gab es kaum Konflikte, weil alle die rechtliche Situation mitbekommen haben.


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Richard Neumüller hat in seinem Betrieb die Viertagewoche eingeführt. Er hofft damit auch, für potenzielle Bewerber interessanter zu werden.
Neumüller
Richard Neumüller hat in seinem Betrieb die Viertagewoche eingeführt. Er hofft damit auch, für potenzielle Bewerber interessanter zu werden.