
Im Lebensmittelhandwerk blicken Betriebe optimistischer auf die nächsten drei Monate, doch trotz dieser Frühjahrsbelebung kann von einer Trendwende im ostbayerischen Handwerk keine Rede sein.
Konjunktur 1. Quartal 2025Trotz Frühjahrsbelebung keine Trendwende
10. April 2025
Der Geschäftsklima-Index im ostbayerischen Handwerk legt zu – von -13 Prozentpunkten im Vorquartal auf jetzt null. Eine leichte Frühjahrsbelebung –von einer echten Trendwende kann allerdings keine Rede sein. Denn die positive Entwicklung stützt sich ausschließlich auf hoffnungsvollere Zukunftserwartungen der Betriebe. Die aktuelle Lage hingegen wird – im Vergleich zum Vorquartal und auch zum Vorjahr – weiterhin verhalten bewertet. Nach einem bereits deutlichen Umsatzrückgang im vergangenen Jahr und angesichts fortbestehender Herausforderungen richtet das Handwerk klare Erwartungen an die Politik. „Wir brauchen eine politische und wirtschaftliche Neuausrichtung“, betont HWK-Präsident Dr. Georg Haber. Denn um eine konjunkturelle Trendwende auf den Weg zu bringen, müsse die neue Bundesregierung jetzt entschlossen handeln und die Belange von Handwerk und Mittelstand in den Fokus nehmen. „Jetzt ist der Moment die Ärmel hochzukrempeln, Reformen auf den Weg zu bringen und Maßnahmen zu ergreifen, damit unsere Betriebe in der Breite organisatorisch und monetär entlastet werden und damit nachhaltiges Wachstum wieder möglich ist.“ Die Chancen hierfür seien da – sie müssten nur genutzt werden, so Haber.
Trotz Auftragsplus keine Trendwende
Nach wie vor kämpfen Ostbayerns Handwerksbetriebe mit der sinkenden Nachfrage. Zwar melden mit 18 Prozent erstmals wieder mehr Betriebe ein Auftragsplus im Vergleich zum Vorquartal (11 Prozent) – hierzu zählen auch Betriebe im Bauhauptgewerbe. Trotzdem verbucht rund jeder dritte Handwerksbetrieb (36 Prozent) rückläufige Auftragseingänge. Infolgedessen ist auch die Zahl der sehr gut ausgelasteten Betriebe gesunken – und zwar auf den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren. Die sinkende Nachfrage schlägt sich auch in Umsatzeinbußen nieder. Fast jeder zweite Betrieb (45 Prozent) meldet Rückgänge bei den Umsätzen. Hierzu zählen insbesondere Handwerksbetriebe für den gewerblichen Bedarf und Handwerke für den privaten Bedarf.
Ein positiver Lichtblick: Die Investitionsbereitschaft bleibt hoch. Rund 42 Prozent der Betriebe investieren weiterhin – besonders im Bauhauptgewerbe, im Lebensmittelbereich sowie im Kfz-Gewerbe. Auch die Beschäftigungszahlen bleiben weitgehend stabil: Zwei Drittel (63 Prozent) der Betriebe halten an ihren Mitarbeitenden fest. Jeder zehnte Betrieb stockt sogar auf – im Lebensmittelhandwerk sind es 17 Prozent.
„Blick nach vorn muss von Zuversicht geprägt sein“
Trotz einer leichten Verbesserung der Erwartungen für die kommenden drei Monate, ist eine nachhaltige Erholung im ostbayerischen Handwerk noch nicht in Sicht. Mehr als jeder zehnte Betrieb rechnet mit einem Aufschwung, besonders Betriebe im Lebensmittelgewerbe zeigen sich mit Blick auf die Zukunft optimistisch. Doch das sei kein Freifahrtschein, um sich zurückzulehnen, meint HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger – im Gegenteil. „Die Erwartungen sind in den unterschiedlichen Branchen uneinheitlich – sowohl bei den Auftragseingängen als auch bei der Umsatzprognose“, so Kilger. „Die Geschäftslage bleibt ambivalent. Die Herausforderungen von gestern sind noch immer präsent, und viele zentrale Fragen bleiben ungelöst.“ Um das Potenzial eines echten Aufschwungs im gesamten ostbayerischen Handwerk zu entfalten, seien bessere Rahmenbedingungen und vor allem langfristige Planungssicherheit von entscheidender Bedeutung. „Der Blick nach vorn muss von mehr Zuversicht und Klarheit geprägt sein. Dafür braucht es klare wirtschaftspolitische Impulse und entschlossene, ernstgemeinte Maßnahmen die das Handwerk und den Mittelstand langfristig stärken“, betont Kilger.