
Regten zum gemeinsamen Handeln und offener Kommunikation an, um die Region wettbewerbsfähig zu halten: (v. li. n. re.) HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, IHK-Präsident Thomas Leebmann, Oberbürgermeister Jürgen Dupper, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit Dr. Markus Schmitz, HWK-Präsident Dr. Georg Haber und IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner.
Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung im FokusSommerempfang der niederbayerischen Wirtschaft
24. Juli 2025
Wie verändern Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung unseren bayerischen Arbeitsmarkt? Diese Frage stand im Fokus des diesjährigen Sommerempfangs der niederbayerischen Wirtschaft, veranstaltet von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und der Industrie- und Handelskammer für Niederbayern, zu dem sich gestern mehr als 300 Gäste in den historischen Räumen des Passauer Rathauses einfanden. HWK-Präsident Dr. Georg Haber begrüßte die geladenen Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Oberbürgermeister der Stadt Passau Jürgen Dupper sprach in seinem Grußwort vom „starken Wirtschaftsstandort Niederbayern“, der vor allem ein Verdienst der ortsansässigen Unternehmerinnen und Unternehmer sei. Die Festrede kam in diesem Jahr von Dr. Markus Schmitz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, der die aktuellen und künftigen Herausforderungen des bayerischen Arbeitsmarkts im Zeichen der drei „Ds“ skizzierte. Mit seinen Abschluss- und Dankesworten beendete IHK-Präsident Thomas Leebmann den offiziellen Teil der Veranstaltung und lud ein, gemeinsam über Lösungen und Chancen zu diskutieren.
Herausforderungen nicht isoliert betrachten
HWK-Präsident Georg Haber eröffnete den Abend mit einer klaren Botschaft: „Die drei ‚Ds‘ – Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung – sind keine abstrakten Begriffe. Sie stehen für tiefgreifende Veränderungen, die unsere Arbeitswelt, unsere Betriebe und unsere Gesellschaft maßgeblich beeinflussen.“ Dabei sei vor allem wichtig, die drei „D“s nicht isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenhang, auch um Synergien zu nutzen. Schließlich betonte Haber die Bedeutung des gemeinsamen Dialogs: „Nur im Austausch können wir die Herausforderungen, die Demografie, Dekarbonisierung und Digitalisierung mit sich bringen, meistern und die Chancen daraus nutzen.“
Bayerischer Arbeitsmarkt im rasanten Wandel
In seiner Festrede warf Dr. Markus Schmitz einen differenzierten Blick auf die aktuelle Lage des bayerischen Arbeitsmarkts, den er als Teil einer „Dekade der Disruption und Volatilität“ beschrieb. Die größten Herausforderungen sieht er in der Digitalisierung, der Dekarbonisierung und dem demografischen Wandel – drei Entwicklungen, die er bildlich als „Dreigipfel-Massiv“ bezeichnete, das es zu bewältigen gelte. Im Bereich Digitalisierung unterstrich Schmitz die enormen Potenziale, etwa durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz, verwies aber zugleich auf die wachsenden Anforderungen an Qualifikation und Investitionen. „Die Digitalisierung schafft mehr Jobs als sie vernichtet“, betonte er. Damit dieser Wandel gelingt, sei ein kulturelles Umdenken dringend nötig: „Wer immer nur ‚perfekt‘ digitalisieren will, fängt gar nicht erst an“, mahnte Schmitz und plädierte für eine offenere Fehlerkultur.
Auch beim Thema Dekarbonisierung sieht Schmitz große Chancen – insbesondere durch die Energiewende, die er als eine der größten Herausforderungen, aber auch als Treiber für zukunftsfähige Arbeitsplätze in Bayern bezeichnete. Die technologischen Grundlagen seien vorhanden, das eigentliche Problem liege in der Umsetzung. „Was fehlt, sind Menschen, die den Mut haben, neue Berufe zu erlernen und sich weiterzubilden“, so Schmitz. Diese Herausforderung verschärfe sich durch den demografischen Wandel und dem daraus resultierenden Arbeits- und Fachkräftemangel, den Schmitz mit einem „Berg, der langsam wächst – und unüberwindbar scheint“ verglich. Um dem entgegenzuwirken, müsse das Potenzial bislang unterrepräsentierter Gruppen wie älterer Menschen, Frauen und Zuwanderer gezielter genutzt werden.
Sein Appell: Die drei „Ds“ als Chance begreifen und gut gestalten. Auch um ein drohendes viertes „D“, eine Deindustrialisierung zu vermeiden. „Letztlich bringen uns die drei ‚Ds‘ auf eine neue Höhe – zu einem Arbeitsmarkt, der digitaler, menschlicher und nachhaltiger ist“, so Schmitz Resümee.
Neue Grundhaltung ist gefragt
IHK-Präsident Thomas Leebmann schloss den Abend mit einem optimistischen Blick und ging auf die Rolle der beiden Kammern als „Stimme der Wirtschaft“ ein, mit dem erklärten Ziel, den Wirtschaftsstandort Niederbayern zu stärken. Auch betonte er die Bedeutung von verlässlichen Rahmenbedingungen von Seiten der Politik sowie von Weiterbildung und Innovation, um die Region auf Kurs zu halten. „Nicht zuletzt brauchen wir eine neue Grundhaltung, die Leistung belohnt, Arbeit und Beschäftigung fördert und Wachstum als Fortschritt begreift“, all dies sei laut Leebmann essentiell.
Ansprechpartner
Downloads
In seiner Festrede skizzierte Dr. Markus Schmitz ein differenziertes Bild vom bayerischen Arbeitsmarkt und welche Chancen sich für die regionale Wirtschaft aus Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung ergeben.