Analyse zeigt: Das Handwerk ist ländlichHandwerk stärkt den ländlichen Raum

Das Handwerk ist ländlich. Dies zeigt eine Analyse von Handwerksstruktur- und Regionaldaten durch das "Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk" (ifh) an der Universität Göttingen. Obwohl das Handwerk auch in den Städten eine gewichtige Rolle spielt, liegt der Beschäftigungsbeitrag des Handwerks in ländlichen Regionen um rund 30 Prozent höher als in städtischen Regionen. In den meisten der 402 deutschen Kreise liegt der Handwerkeranteil an allen Erwerbstätigen über zehn Prozent, in sechs Kreisen bei mehr als 25 Prozent. Unter den fünf Spitzenreitern sind vier Kreise aus Ostbayern: Weiden, Neumarkt, Rottal-Inn und Straubing-Bogen. Zudem macht die Studie deutlich: Die regionale Verteilung der Handwerksregionen ist nicht gleichmäßig, in den Grenzregionen zu den Niederlanden, zu Dänemark, Österreich oder der Tschechischen Republik beispielsweise sind relativ viele Handwerker beschäftigt.

Handwerk als stabilisierender Faktor

Außerdem belegt die Analyse: Gerade in Regionen, die eine niedrigere Wirtschaftsleistung aufweisen als Städte, übernimmt das Handwerk eine stabilisierende Funktion. Dort sind eine geringere Armut, eine geringere Betroffenheit von Abwanderung und eine hohe Ausbildungsquote bei Jugendlichen zu verzeichnen. Die Ausbildungsquote in den Jahren 1995 bis 2015 lag etwa acht Prozent über der Ausbildungsquote von Nichthandwerksregionen. Letztere leiden auch häufiger unter dem Wegzug junger Leute, bekommen aber gleichzeitig fast 50 Prozent mehr Strukturförderung als Handwerkerregionen. Laut Studie fließen also mehr Regionalfördermittel in Regionen, in denen zukünftig weniger Menschen leben werden. Das ifh bemängelt diesen gegenwärtigen Förderansatz als keine nachhaltige wirtschaftspolitische Maßnahme. Die Auswertung macht zudem deutlich, das handwerkliche Wirtschaftsstrukturen stabil sind. Als Beispiel: Eine Region, die 1926 stark von Handwerkern geprägt war, ist 90 Jahre später mit hoher Wahrscheinlichkeit immer noch eine Handwerksregion. Diese historische Stabilität lässt sich laut Studie durch das Vorhandensein und die Weitergabe von spezialisiertem Wissen erklären.

 Informationen

Die Studie basiert auf den INKAR-Daten der laufenden Raumbeobachtung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR). Die gesamte Studie und weitere Infos unter: www.ifh.wiwi.uni-goettingen.de, Sucheingabe: Handwerk im ländlichen Raum

Das Handwerk ist im ländlichen Raum tief verwurzelt.
INKAR Datenbank des BBSR, eigene Darstellung
Das Handwerk ist im ländlichen Raum tief verwurzelt. Vier Regionen in Ostbayern haben deutschlandweit sogar den höchsten Handwerkeranteil.



Kommentar von Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger:

Der Anker im ländlichen Raum