In einem neuen Projekt werden aktuell kolumbianische Azubis fürs ostbayerische Handwerk rekrutiert. Auf dem Foto sind die Verantwortlichen zu sehen.
HWK
Integration erfolgreich geglückt: die Auszubildenden der Firma Janner Waagen aus El Salvador mit Geschäftsführer Siegfried Janner (2. Reihe, 4.v.li.), Stephan Bösl von der Agentur für Arbeit Weiden (3.v.r.e.), Jakob Schreiner von der Handwerkskammer (2.v.re.) und den beiden Ausbildern Jonas Meißner (1.v.re.) und Sebastian Weig (1.v.li.).

Das Kolumbien-Projekt„Große Chance für Handwerksbetriebe“

Die Zahl der ausländischen Auszubildenden im ostbayerischen Handwerk steigt seit Jahren kontinuierlich an. Zu Beginn des Ausbildungsjahres im September 2025 lag sie bei über 1.000 und damit fast zehn Prozent höher als im Vorjahr. „Um dem Nachwuchs- und Fachkräftebedarf im Handwerk entgegenzuwirken, sind wir auf qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen“, betont HWK-Präsident Dr. Georg Haber. Aus diesem Grund beteiligt sich die Handwerkskammer an verschiedenen Rekrutierungsprojekten, um jungen Menschen – insbesondere aus Ländern mit eingeschränkteren Zukunftsperspektiven – in Deutschland neue Chancen zu eröffnen.

Ein solches Projekt startet im kommenden Jahr und bringt junge Menschen aus Kolumbien in ostbayerische Handwerksbetriebe – insbesondere in der Nordoberpfalz. Das Projekt wird gemeinsam von der Agentur für Arbeit Weiden, dem Fachkräftezentrum Nordoberpfalz und der Handwerkskammer umgesetzt. Jakob Schreiner, der das Projekt seitens der Handwerkskammer betreut, sieht darin eine große Chance für Betriebe, die Auszubildende und Fachkräfte suchen. „Das Projekt ist wirklich einzigartig, was die Unterstützung für Betriebe betrifft“, betont Schreiner. Alle drei Partner verfügen über umfangreiche Erfahrung und begleiten den gesamten Verlauf. Wie gut das funktionieren kann, zeigt ein bereits laufendes Projekt, bei dem junge Menschen aus El Salvador für Ausbildungsplätze in Ostbayern gewonnen wurden.

„Man muss neue Wege gehen“

Oscar Bonilla Garcia ist 21 Jahre alt und seit einem Jahr in Deutschland. Aktuell absolviert er eine Ausbildung als Metallbauer bei der Firma Janner Waagen in Weiden. „Ich bin schon im zweiten Jahr und es gefällt mir gut“, erzählt Bonilla. Besonders schätzt er die Abwechslung, „immer etwas Neues“ zu lernen. Er ist einer von insgesamt sechs Auszubildenden, die der Betrieb in diesem und im vergangenen Jahr eingestellt hat.

„Man muss einfach als Unternehmer neue Wege gehen“, sagt der Betriebseigentümer Siegfried Janner. Mit seinen Auszubildenden ist er sehr zufrieden: Sie seien gut im Betrieb integriert, und auch ihre Sprachkenntnisse verbesserten sich stetig. Hürden sieht Janner vor allem bei der Bereitstellung von Wohnungen für die jungen Menschen. „Auch der ÖPNV im ländlichen Raum ist ein großes Thema“, ergänzt er. Hier erhofft er sich Unterstützung und Entgegenkommen von der Politik.

Trotzdem würde er anderen Betrieben empfehlen, sich an Rekrutierungsprojekten zu beteiligen. Besonders positiv bewertet er den Zusammenhalt und das Netzwerk der beteiligten Unternehmer: „Der Erfahrungsaustausch bringt uns allen sehr viel. Ein Unternehmer allein könnte das gar nicht stemmen.“

Kümmerer-Struktur entscheidend

Auch Stephan Bösl, Projektverantwortlicher bei der Agentur für Arbeit in Weiden, bewertet das Projekt als großen Erfolg. „Wir haben aktuell 73 Azubis über das Projekt nach Deutschland geholt. 72 sind immer noch hier – der Erfolg spricht für sich. Die Azubis schreiben gute Noten, machen sich in den Betrieben und sind integriert. Im Endeffekt könnte es nicht besser laufen.“ Die Agentur für Arbeit kümmert sich sowohl bei diesem als auch beim Kolumbien-Projekt um die Akquise der Betriebe, organisiert die Vorstellungsgespräche und ist für die Antragsverfahren zuständig. „Das betrifft zum Beispiel die Arbeitsmarktzulassung, aber auch die Visa“, erklärt Bösl.

Sind die Auszubildenden im Betrieb angekommen, übernimmt das Fachkräftezentrum Nordoberpfalz die weitere Betreuung. „Wir kümmern uns sowohl um die Arbeitgeber – vor allem um die Verwaltung und welche Behördengänge in welcher Reihenfolge erledigt werden müssen“, so David Runschke vom Fachkräftezentrum. Auch die Auszubildenden erhalten hier umfassende Unterstützung. „Wir bieten den jungen Menschen ein soziales Umfeld. Was wir selbst über Jahre hinweg lernen konnten, müssen die Auszubildenden innerhalb weniger Wochen erlernen. Dabei helfen wir ihnen und fördern den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe.“ Diese sogenannte Kümmerer-Struktur sei entscheidend für den nachhaltigen Erfolg des Projekts, betont Runschke. „Die Betriebe sind wirtschaftliche Unternehmen, keine sozialen Einrichtungen. Diesen Aspekt der Integration nehmen wir den Firmen ab oder unterstützen sie so gut es geht.“

Lernen stetig dazu

Auch Oscar Zelaya absolviert seit letztem Jahr seine Lehre bei Janner Waagen. „Meine Ausbildung ist super, mir gefällt es sehr gut“, sagt der 20-Jährige. Auch die Stadt gefällt ihm, besonders der Weihnachtsmarkt in der Weidener Altstadt hat es ihm angetan. Schwieriger fällt ihm noch die Sprache, insbesondere der Oberpfälzer Dialekt. Sein Kollege Carlos Bonilla kommt damit schon besser zurecht. „Der Dialekt ist wild“, sagt er, doch sein bayerischer Wortschatz wächst stetig. Ob er schon etwas sagen kann? „Dou di ned oi“, antwortet Bonilla mit breitem Grinsen. 

Infos zum Projekt

Im Herbst 2026 startet das erste Ausbildungsjahr des Kolumbien-Projekts. Schon jetzt finden Vorstellungsgespräche mit jungen Kolumbianern statt, die bereits sehr gute Deutschkenntnisse haben. Gesucht werden Handwerksbetriebe, die sich für eine Einstellung junger kolumbianischer Auszubildender interessieren. Weitere Infos und Einblicke erhalten Sie unter www.hwkno.de/kolumbien.

DHZ-Artikel

Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 5. Dezember 2025.

 Ansprechpartner

Jakob Schreiner

Referent Projekte Fachkräfteeinwanderung

Tel. 0851 5301-170

Fax 0851 5301-281170

jakob.schreiner--at--hwkno.de

 Zum Thema

www.hwkno.de/kolumbien

 Video

So läuft es bei der Firma Janner Waagen in Weiden: