Trotz gedrückter konjunkturellen Gesamtstimmungslage können sich Betriebe im Kraftfahrzeuggewerbe aktuell über ein Auftragsplus freuen.
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Trotz gedrückter konjunkturellen Gesamtstimmungslage können sich Betriebe im Kraftfahrzeuggewerbe aktuell über ein Auftragsplus freuen.

Konjunkturbericht 2. Quartal 2023Geschäftslage dank Auftragspolster noch stabil

12. Juli 2023

 

Die gute Nachricht zuerst: Die Geschäftslage im ostbayerischen Handwerk zeigt sich dank vorhandener Auftragspolster und einer insgesamt guten Auslastung weiterhin stabil. Dennoch kann das Geschäftsklima seinen Aufwärtstrend nach einer Erholung zu Jahresbeginn nicht weiter fortsetzen. Aktuell liegt der Geschäftsklima-Index mit einem Wert von 7 unter dem Vorquartals- sowie dem Vorjahresquartalwert.

"Eine schwache Inlandskonjunktur lässt auch weiterhin nicht wenige Handwerksbetriebe in Niederbayern und der Oberpfalz verhalten in die Zukunft blicken", erklärt dazu HWK-Präsident Dr. Georg Haber. "Eine gebremste Entwicklung bei den Neuaufträgen und beim Umsatz sowie das unsichere gesamtwirtschaftliche Umfeld führen zu einer gewissen Verunsicherung, was die Gesamtstimmung im ostbayerischen Handwerk natürlich drückt."

 

Investitionsbereitschaft geht zurück

Laut HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger werde es im Jahresverlauf für das ostbayerische Handwerk mitentscheidend sein, wie sich Investitionen und Konsum weiterentwickeln: "Positive Konjunkturimpulse gehen aktuell vor allem vom Ausbaugewerbe und den Handwerken für den gewerblichen Bedarf aus." Allerdings sinke unter den gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Investitionsbereitschaft bei einer Mehrzahl der Handwerksgruppen. Ausnahmen in puncto Investitionsbereitschaft, so Kilger, bilden das Bauhauptgewerbe und das Kraftfahrzeuggewerbe.

Die Zahlen im Einzelnen: Keine wie üblich markante, aber eine dennoch messbare konjunkturelle Belebung trat bei der Zahl der Auftragseingänge in der ersten Jahreshälfte ein. Zuletzt verbuchte rund jeder fünfte Betrieb (21 Prozent) ein Auftragsplus. Demgegenüber bleibt die Zahl der Betriebe mit rückläufigen Aufträgen (33 Prozent) weiterhin hoch. Die schwächeren Auftragseingänge spiegeln sich teilweise auch in rückläufigen Auftragsbeständen wider. So gingen diese im Baubereich zurück, liegen dort aber dennoch weiterhin über dem langjährigen Mittel.

Von einem Plus bei den Auftragseingängen haben vor allem Betriebe im Kraftfahrzeuggewerbe profitiert (31 Prozent). Jeder vierte Betrieb (24 Prozent) kann dort auch auf einen überdurchschnittlichen Auftragsbestand zurückgreifen. Einen neuen mehrjährigen Höchststand verzeichnen die Handwerke für den gewerblichen Bedarf mit einem Auftragsbestand von 12,3 Wochen. Anders stellt sich die Situation im Bauhauptgewerbe dar: Dort ist aktuell rund die Hälfte aller Betriebe (57 Prozent) von rückläufigen Auftragseingängen betroffen, 39 Prozent beurteilen ihren Auftragsbestand als unterdurchschnittlich.

 

Preisanstieg lässt nach

Die Betriebsauslastung machte einen deutlichen Sprung nach oben und erreichte für das Gesamthandwerk inzwischen ähnlich hohe Auslastungsgrade wie in der Zeit vor den "Corona-Jahren". Mit der leichten konjunkturellen Belebung stiegen auch die Umsätze bei einem Teil der Betriebe (27 Prozent). Jedoch fiel auch hier der sonst für das Handwerk übliche Saisoneffekt schwächer aus als gewöhnlich. Der Preisanstieg ließ zuletzt bei deutlich mehr Betrieben nach. Zu Beginn des Jahres gaben noch rund die Hälfte der Betriebe (51 Prozent) höhere Verkaufspreise an. Im zweiten Quartal war es lediglich noch jeder dritte Betrieb (33 Prozent).

Im dritten Quartal in Folge bleibt der Beschäftigungssaldo im negativen Bereich. Das heißt bei mehr Betrieben (16 Prozent) sank die Gesamtbeschäftigtenzahl, während sie bei 11 Prozent anstieg. Drei von vier Betrieben (73 Prozent) hielten ihren Beschäftigtenstand. Ausnahmen bilden hier gegenwärtig das Lebensmittelgewerbe sowie das Gesundheitsgewerbe. 

 

Zunehmende Verunsicherung

Die zunehmende Verunsicherung bei einem wachsenden Teil der Betriebsinhaber zeigt sich bei der Frage nach deren Erwartungen für die kommenden drei Monate: Mit rückläufigen Auftragseingängen rechnen 29 Prozent. Außerdem plant jeder vierte Betrieb Umsatzrückgänge ein. Die Mehrheit (60 Prozent) sieht jedoch beim Umsatz eine stabile Entwicklung, ebenso wie bei den Verkaufspreisen (57 Prozent). Kaum verändert wird auch die Entwicklung im Bereich der Beschäftigten eingeschätzt. 

Gestützt von einer guten Auftragslage zeigt sich das Geschäftsklima im Ausbaugewerbe und in den Handwerken für den gewerblichen Bedarf aktuell deutlich im positiven Bereich. Einige Handwerksgruppen stehen mit der Beurteilung ihrer Geschäftslage auch besser da als vor einem Jahr. Dennoch führt eine in nahezu allen Bereichen wachsende Verunsicherung über die weitere Entwicklung zu einer insgesamt gedrückten konjunkturellen Gesamtstimmungslage.