Im Gespräch Die Konditorin mit einem Faible für Details
Jammern ist Laura Schönbergers Sache nicht. "Das Gerede um die Work-Life-Balance ist doch ein großer Schmarrn, man kann das im Leben doch gar nicht komplett trennen", sagt die Konditorin mit den lachenden Augen. Die anpackende Handwerkerin redet gerne Klartext. Und noch lieber probiert sie Neues aus. Ihre optimistische Einstellung hat die 31-Jährige zur erfolgreichen Unternehmerin gemacht. Einfach war der Weg in die Selbstständigkeit nicht. Doch die Konditormeisterin und zweifache Mutter würde ihn immer wieder gehen. "Die letzten sieben Jahre waren oft schwierig, ich hatte schlaflose Nächte, aber ich kann frei und kreativ arbeiten – und das erfüllt mich einfach."
Professionelle Selbstvermarktung
In die Wiege gelegt war Laura Schönberger ihr Beruf nicht. Aufgewachsen mit zwei jüngeren Brüdern auf einem Einödhof in der Nähe von Regensburg, absolvierte sie nach ihrem Realschulabschluss bei Händlmaier-Senf erst einmal eine Ausbildung zur Industriekauffrau. Vor allem die Arbeit in der Marketing-Abteilung hatte es ihr angetan. "Marketing liebe ich noch immer", sagt Schönberger. Und das merkt man auch. Die Instagram-Seite von "Heavens Taste", so heißt ihre Konditorei in der Regensburger Altstadt, ist hochprofessionell gestaltet. Fast 18.000 Follower hat die Konditorin inzwischen. Tendenz steigend. Nach Feierabend schneidet Schönberger oft noch Filme für Instagram oder sie entwickelt neue Online-Backkurse. "Dieses Engagement lohnt sich. Ich verkaufe inzwischen mehr Produkte über Instagram als im Laden. Meine Kunden kommen aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland", sagt sie. Inzwischen darf man Laura Schönberger mit Fug und Recht Influencerin nennen. Social Media ist so eine Art zweites Standbein geworden. Auf Instagram erklärt sie ihren Followern zum Beispiel ganz genau, warum eine individuell gestaltete Hochzeitstorte mindestens 300 Euro kosten muss, um auch nur halbwegs rentabel zu sein. In letzter Zeit erreichen sie immer mehr Kooperationsanfragen von Firmen, die mit Laura Schönberger gemeinsame Projekte starten wollen. Auch für die Nachwuchskampagne "Macher gesucht" der bayerischen Handwerkskammern engagiert sie sich als Influencerin. Warum? "Weil mir das Handwerk so viel Positives gegeben hat, dass ich ihm unbedingt etwas zurückgeben muss", sagt die Handwerksmeisterin.
Immer schwarze Zahlen
Und warum ist sie nicht im Marketing geblieben? "Weil ich am Ende des Tages sehen will, was ich gemacht habe, weil ich für mein Leben gerne backe, weil ich mit meinem Beruf zwar keine Leben retten, dafür aber das Leben vieler Menschen mit Genuss und Freude bereichern kann." Laura Schönberger hängte ihren zunächst erlernten Beruf kurzerhand also wieder an den Nagel und startete eine Ausbildung zur Konditorin. Nach der Lehre und einer einjährigen Zwischenstation in der Patisserie eines Regensburger Sternelokals, folgte der Meisterkurs. Ende 2016 dann die Selbstständigkeit mit ihrer Konditorei "Heavens Taste". Die ersten Jahre liefen als Ein-Frau-Betrieb schon relativ gut. 2019 dann stieg Schönbergers Mann, ein gelernter Koch, mit ins Unternehmen ein. Inzwischen beschäftigt die Handwerksunternehmerin sechs Leute. "Ich habe von Anfang an schwarze Zahlen geschrieben und von 2016 bis 2023 immer eine deutliche Steigerung geschafft", freut sich Schönberger. Trotzdem waren vor allem die Corona-Jahre für die Handwerksmeisterin nicht einfach. Per Crowdfunding hat sie sich 2020 mit einem "süßen Automaten" in der Drehergasse in Regensburg ein weiteres Standbein geschaffen. Gefüllt ist der Automat stets mit frischen Köstlichkeiten wie Macarons, Tafelschokoladen oder Pralinen aus ihrer Konditorei. Wachstum um jeden Preis oder gar mehrere Filialen sind aber aktuell nicht das Ziel von Laura Schönberger. "Man darf sich nicht selber verlieren und auch seine Qualitätsansprüche nicht aufgeben." Deshalb hat Laura Schönberger auch kein Verständnis für Zeitgenossen, die verärgert reagieren, wenn in der Auslage ihres kleinen Ladens nicht täglich das volle Angebot zu finden ist: "Richtig gute Croissants brauchen 72 Stunden Zeit – und die bekommen sie bei uns. Das schmeckt man und deshalb gibt’s die bei uns auch nur zwei- bis dreimal in der Woche."
Selbstfürsorge am Morgen
Neben ihren Croissants ist Laura Schönberger inzwischen weit über Regensburgs Stadtgrenzen hinaus auch für ihre kreativen und detailverliebten Hochzeitstorten und ihre feinen Macarons bekannt. Die Konditormeisterin kreiert ständig Neues und achtet in puncto Optik auf ausgefallene Details. Backmischungen sind in ihrer Konditorei nicht zu finden. Sie und ihr Team machen alles selbst und setzen auf saisonale und regionale Rohstoffe. All das kostet Zeit. Deshalb fängt Schönbergers Tag in der Regel auch schon um fünf Uhr morgens an. Dann, wenn der kleine Sohn und die Tochter noch schlafen. "Diese halbe Stunde gehört mir. Zwischen Rechnungsabschlüssen und Räucherstäbchen sitze ich dann im Büro, ich atme, ich meditiere und mache nichts – oder eben nur ein bisschen Esoterik-Gedöns." Laura Schönberger lacht, als sie das sagt. Trotzdem wird klar: Für die junge Mutter und Geschäftsfrau ist diese Zeit wichtig, um Energie für ihre langen Arbeitstage zu haben. Oder, um es mit Schönbergers Worten auszudrücken: "Ich muss auch noch ein bisschen Selbstfürsorge unterbringen." Nachdem die Kinder in die Kita gebracht wurden, steht von acht bis vierzehn Uhr "Vollgas-Backstube" auf dem Programm. "Um vierzehn Uhr holt mein Mann die Kinder ab und ich stoße irgendwann zur Familie dazu. Am Nachmittag steht dann die Familie im Mittelpunkt." Wenn die Kinder im Bett sind, beginnt der zweite Teil von Schönbergers Arbeitstag: Dann wird entweder Ware verpackt und für den Versand fertiggemacht, der "süße Automat" befüllt, Social Media bedient, kalkuliert, gemailt oder an Konzepten für die Online-Kurse gefeilt. "Ich bin eine hoffnungslose Optimistin", sagt Laura Schönberger. Und wenn sie ihr Pensum irgendwann trotzdem nicht mehr schafft? Laura Schönberger hat sich auch darüber schon Gedanken gemacht: "Ich bleibe wachsam, ich lebe meine Vision vom Glück. Nichts muss so bleiben nur, weil es immer schon so war."
Deutsche Handwerks Zeitung
Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 17. November 2023
"Ich kann mit meinem Beruf zwar keine Leben retten, dafür aber das Leben vieler Menschen mit Genuss und Freude bereichern." Laura Schönberger