Das Ehepaar Sylvia und Maximilian Wagner lernten sich in der Meisterschule kennen. Sie halten ihre Goldenen Meisterbriefe in die Kamera.
HWK
Gemeinsam erfolgreich seit 35 Jahren: Das Ehepaar Sylvia und Maximilian Wagner lernten sich in der Meisterschule kennen und arbeiten seither erfolgreich zusammen.

Im Gespräch35 Jahre Hand in Hand - am Bau und in der Liebe

Von der Meisterschule zur Marktführerschaft: Die Geschichte von Sylvia und Maximilian Wagner aus Traitsching im Landkreis Cham ist nicht nur eine des Handwerks, sondern auch eine der Liebe, des Mutes und der Beständigkeit. Sie begann vor 35 Jahren, im Jahr 1990 in Regensburg.

In der altehrwürdigen Brauereigaststätte am Adlersberg wird der Abschluss der Meisterschule gefeiert. Unter den frischgebackenen Maurermeistern stoßen zwei Menschen an, die an diesem Tag mehr mitnehmen als einen Titel. Sylvia und Maximilian Wagner entscheiden hier, ihren Weg gemeinsam zu gehen – privat wie beruflich. 35 Jahre später halten sie nun gemeinsam den Goldenen Meisterbrief in den Händen. Die Ehrenurkunde, die langjährige Handwerker für Selbstständigkeit oder eine Anstellung als Meister erhalten, wurde den beiden Maurermeistern Anfang des Jahres bei der Jahreshauptversammlung der Bauinnung Cham verliehen. Für das Ehepaar Wagner bedeutet sie weit mehr als ein weiteres Dokument an der Wand. „Es war ein sehr emotionaler Moment“, erinnert sich Sylvia Wagner. „Dieser Brief bezeugt nicht nur 35 Jahre Meisterstatus, sondern auch 35 Jahre Leben, Bauen und Wachsen – zusammen.“

Wo alles begann

Maximilian Wagner, der aus der klassischen Maurerausbildung kommt, wurde früh von seinem damaligen Chef zur Meisterschule ermutigt. Sylvia Wagner wiederum wusste schon als junges Mädchen, dass sie einmal den elterlichen Baubetrieb übernehmen will. Sie absolvierte eine Ausbildung als Bauzeichnerin und schloss eine weitere Maurerlehre im Familienunternehmen an. Und dann: Meisterschule in Regensburg. Dort, wo sich ihre Wege kreuzten. Sylvia Wagner war damals die einzige Frau im Kurs. „Eine echte Ausnahme“, sagt sie heute. „Zum Glück hat sich das inzwischen geändert – ein Stück weit.“ Auch wenn noch immer zu wenige Frauen im Bauhandwerk zu finden seien. Dabei seien sie eine enorme Bereicherung. „Frauen bringen eine andere Perspektive, eine andere Kultur mit in den Betrieb. Beim Hausbau geht es viel um Emotionen – und da sind Frauen oft einfach näher dran. Männer sehen ein Projekt eher technisch, Frauen gesamtheitlicher.“

Dass beide diesen ganzheitlichen Blick verinnerlicht haben, zeigt der Erfolg der Hilpl-Wagner Bau GmbH. Was 1972 mit fünf Mitarbeitern und der Vision von Josef Hilpl begann, ist heute unter der Leitung von Sylvia und Maximilian Wagner zu einer Unternehmensgruppe mit über 75 schlüsselfertigen Einfamilienhäusern pro Jahr angewachsen. Mit dem Eintritt in die Partnerschaft mit Town & Country Haus im Jahr 2000 haben die Wagners den Wandel vom klassischen Bauunternehmen zum Spezialisten im Massivhausbau vollzogen und damit einen entscheidenden strategischen Schritt getan. Heute gehört die Firma zu den Marktführern in Ostbayern. „Wir bauen so, als ob wir für uns selbst bauen“ – dieses Leitmotiv hat sich durch fünf Jahrzehnte Firmengeschichte getragen.

Aufgabenteilung und Vertrauen

Dass die Firma heute da steht, wo sie ist, hat auch mit der klugen Aufgabenverteilung zwischen den beiden Chefs zu tun. Maximilian Wagner ist der Mann für die Baustelle, für Maschinenpark und Ausführung vor Ort. Sylvia Wagner verantwortet Marketing, Vertrieb, Kundenkommunikation und die strategische Steuerung. „Das war und ist unser Erfolgsrezept – beruflich wie privat“, sagt Maximilian Wagner. „Als Paar zusammenzuarbeiten, das kann auch knifflig sein. Aber wir können uns blind aufeinander verlassen. Wir gehen Hand in Hand, seit wir uns kennen.“ Dabei sei der Beruf des Maurermeisters längst nicht mehr nur eine handwerkliche Rolle, betont Sylvia Wagner: „Als Chef muss man heute weit mehr können, als Stein auf Stein zu setzen. Es geht um Betriebswirtschaft, Führung, Kommunikation. Genau diese Vielfalt reizt mich bis heute.“

Ein zentrales Thema, das beiden besonders am Herzen liegt: die Qualität im Handwerk. „Ein Meisterbrief ist ein Garant dafür“, sagt Maximilian Wagner. „Man merkt einfach, was fehlt, wenn Subunternehmer keine fundierte Ausbildung haben. Es braucht mehr als nur Praxis – es braucht einen gesamtheitlichen Ansatz, fundiertes Wissen.“ Diese Haltung tragen sie auch an ihre rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter. Der Betrieb versteht sich nicht nur als Familienunternehmen, sondern als große Unternehmensfamilie. „Wir sind nah dran – an unseren Kunden, aber auch an unseren Mitarbeitern“, sagt Sylvia Wagner.

Aufruf an die nächste Generation

Dass Sylvia Wagner in der Meisterschule einst allein unter Männern war, hat sie geprägt – aber nie abgeschreckt. Heute nutzt sie ihre Geschichte, um junge Frauen zu ermutigen, ihren Weg im Handwerk zu gehen. „Gerade im Baugewerbe ist noch Luft nach oben“, sagt sie. „Aber es tut sich was – auch, was die Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeht. Da hat sich seit meiner Zeit viel verändert, zum Glück.“ Das Ehepaar Wagner lebt vor, wie beides gelingen kann: Familie und Firma, Partnerschaft und Professionalität. Ihre Kinder – heute 30 und 25 Jahre alt – haben miterlebt, wie aus einer gemeinsamen Vision ein regional führendes Unternehmen wurde. Ob einer von ihnen den Staffelstab eines Tages übernimmt, ist offen.

Der Blick nach vorn

Trotz 35 Jahren Meisterstatus ist für Sylvia und Maximilian Wagner nicht an Stillstand zu denken. Sie sehen in jeder Herausforderung auch eine Chance. In der Digitalisierung, dem demografischen Wandel oder der Klimawende: „Das Bauhandwerk muss sich immer wieder neu erfinden“, sagt Maximilian Wagner. Und Sylvia ergänzt: „Gerade deswegen braucht es Menschen, die das große Ganze im Blick haben – und den Mut, neue Wege zu gehen.“ Mut – daran mangelte es den beiden noch nie. Ihre Geschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was entstehen kann, wenn Leidenschaft, Verstand und Herz am Bau zusammentreffen. 

DHZ-Artikel

Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 21. November 2025.

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