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Kommentar von Dr. Georg HaberSchluss mit der Burnout-Bürokratie! Handwerksbetriebe müssen endlich entlastet werden

Deutschlands Bürokratiemonster frisst unsere wichtigste Ressource auf: Das Wissen und die Motivation unserer Fachkräfte. Das darf so nicht weitergehen! Denn wenn ein gut ausgebildeter Handwerksmeister nach wenigen Jahren Selbstständigkeit erschöpft das Handtuch wirft, weil ihn die Sorge vor möglichen Haftungsrisiken umtreibt, wenn er auch sonntags wegen der Masse an Vorschriften noch am Schreibtisch sitzen muss, wenn er deswegen kurz vor einem Burnout steht – dann sollte das für die Politik mehr als nur ein Weckruf sein. Unsere Handwerksbetriebe ersticken in der Papierflut. Viele Betriebsinhaber finden keine Nachfolger mehr, weil die jungen Handwerksmeister sich diesen immensen Aufwand neben ihrer eigentlichen Arbeit nicht mehr antun wollen. Resignation und Frustration greifen um sich. Zum wiederholten Mal: Unsere Handwerksbetriebe können sich keine eigenen Fachabteilungen leisten, die sich nur mit Aufbewahrungsfristen, Dokumentationspflichten und Steuergesetzen befassen! Schon 2019 habe ich das als Sachverständiger bei der Anhörung im Bundestag zum Bürokratieentlastungsgesetz III (BEG) auf Entlastungen und praxistaugliche Gesetze für das Handwerk gedrängt. Passiert ist seitdem wenig. Das Bundeskabinett hat Ende August nun endlich Eckpunkte für ein viertes BEG beschlossen. Der große Wurf ist auch dieses Papier nicht geworden. Eine längst fällige Trendumkehr speziell für unsere Handwerkerinnen und Handwerker lässt trotz guter Ansätze immer noch auf sich warten. Im ersten Moment muss man fast lachen, wenn sich – wie bei der Biobäckerei Neuhoff geschehen – Betriebsinhaber in ihrer Not sogar einen Übersee-Container anschaffen, um die vielen Unterlagen für das Finanzamt aufbewahren zu können. Aber im Grunde genommen ist dieses Beispiel symptomatisch für unseren ausufernden Verwaltungsstaat – und auf lange Sicht nicht nur traurig, sondern sogar gefährlich: Denn wenn sich Bürger von Gesetzen und Verordnungen nur noch gegängelt fühlen, dann schwindet das Zutrauen in unseren Rechtsstaat. Das darf auf keinen Fall passieren. Stattdessen ist die Politik verpflichtet, unseren hochmotivierten Handwerkern perfekte Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn nur so können wir die wirklich wichtigen Herausforderungen der Zukunft mit Bravour meistern. Daran wird sich jede Regierung messen lassen müssen.