Auch in diesem Jahr nahmen sich die Teilnehmer der Marienbader Gespräche das Motto "Zusammenkunft, Zusammenhalt, Zusammenarbeit" zu Herzen und stellten konkrete Forderungen für die Grenzregion: (v. li. n. re.) Vorsitzender der Böhmisch-mährischen Konföderation der Gewerkschaftsverbunde Josef Stredula, HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft der Wirtschafskammer Oberösterreich Dr. Robert Leitner, Kammervizepräsidentin Kathrin Zellner, Konsul für Politik und Handel des Generalkonsulats der Tschechischen Republik Jan Kreuter, Vorsitzender des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten im Bayerischen Landtag Tobias Gotthardt, Parlamentsabgeordneter Dr. Lukáš Barton, 2. Bürgermeister von Marienbad Zdenek Král, stellvertretender Hauptmann des Bezirks Karlsbad Martin Hurajcík, Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit Klaus Beier, Kammerpräsident Dr. Georg Haber, Außenwirtschaftsberaterin der Kammer Katharina Wierer und 3. Bürgermeister von Marienbad Miloslav Pelc.
Fotostudio Kraus
Auch in diesem Jahr nahmen sich die Teilnehmer der Marienbader Gespräche das Motto "Zusammenkunft, Zusammenhalt, Zusammenarbeit" zu Herzen und stellten konkrete Forderungen für die Grenzregion: (v. li. n. re.) Vorsitzender der Böhmisch-mährischen Konföderation der Gewerkschaftsverbunde Josef Stredula, HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaft der Wirtschafskammer Oberösterreich Dr. Robert Leitner, Kammervizepräsidentin Kathrin Zellner, Konsul für Politik und Handel des Generalkonsulats der Tschechischen Republik Jan Kreuter, Vorsitzender des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten im Bayerischen Landtag Tobias Gotthardt, Parlamentsabgeordneter Dr. Lukáš Barton, 2. Bürgermeister von Marienbad Zdenek Král, stellvertretender Hauptmann des Bezirks Karlsbad Martin Hurajcík, Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit Klaus Beier, Kammerpräsident Dr. Georg Haber, Außenwirtschaftsberaterin der Kammer Katharina Wierer und 3. Bürgermeister von Marienbad Miloslav Pelc.

Nach wie vor grenzübergreifend erfolgreich Marienbader Gespräche 2019

22. November 2019

"Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen unserer Regionen im europäischen Kontext lösen. Nur gemeinsam finden wir Antworten und Wege." Mit diesen Worten leitete Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, die mittlerweile 12. Ausgabe der "Marienbader Gespräche" ein. Das kürzlich von den Deutschen gefeierte 30-jährige Jubiläum der Wiedervereinigung habe laut Haber eine klare und wichtige Botschaft, die sich auch gut auf die Veranstaltung in Marienbad übertragen lasse: "Spaltung und Abschottung können nie die Lösung sein." Es sei immer ein offener, vertrauensvoller Dialog von Nöten. Dies nahmen sich knapp 180 Wirtschaftsexperten aus Ostbayern, Tschechien, Österreich und der Slowakei auch in diesem Jahr zu Herzen und folgten der Einladung der ostbayerischen Handwerkskammer zum erneuten Erfahrungsaustausch mit anschließenden Diskussionsrunden. Unter dem Motto "Zusammenkunft, Zusammenhalt und Zusammenarbeit" beschäftigten sich die Teilnehmer in insgesamt drei Arbeitskreisen einen Tag lang mit den aktuellen und zu erwartenden Entwicklungen der grenzübergreifenden Arbeit in den Punkten Ausbildung, Fachkräftegewinnung und Bürokratieabbau.

Berufliche Bildung in Zeiten von Handwerk 4.0

Da Ausbildung auf die spätere Berufswelt vorbereite und letztere immer digitaler werde, müsse sich auch die Ausbildung entscheidend anpassen und weiterentwickeln. So der gemeinsame Konsens des Arbeitskreis 1. Einblick in die Entwicklung der Schulbildung auf tschechischer Seite gaben Referenten wie Jan Válek von der Universität Brünn. "Das tschechische Schulwesen ist auf die Digitalisierung vorbereitet", bestätigte der Professor für Berufspädagogik. Jedoch: "Die Berufsschulen bräuchten noch weitere Mittel für die Aufrüstung ihrer Ausstattung und Weiterbildung ihrer Lehrer." Auch bei deutschen Berufsschulen ein zentrales Thema. Wie digitalisierte Ausbildung in der Werkstatt konkret aussehen kann, zeigte der Leiter des Bildungszentrums der Handwerkskammer in Schwandorf Uli Götz. Stichwort Extended Reality, kurz XR. Der entscheidende Vorteil von VR-Brille und Co. beispielsweise beim virtuellen Schweißen: "Ich erhalte schon während des Schweißens oder Lackierens Feedback zur Tätigkeit. Das verbessert nicht nur die Lernerfahrung. Digitale Unterrichtsmethoden reduzieren zudem den Materialbedarf und minimieren die Gefahrenquellen." In den anschließenden Diskussionsrunden wurde mehrfach betont, dass Digitalisierung von Vernetzung lebe, und dies auch für die unterschiedlichen Lernorte der beruflichen Bildung, seien es Berufsschulen oder Werkstätten, gelte. Die Rolle des Lehrers verändere sich grundlegend – weg vom Lehrer, hin zum Lernbegleiter. Letztlich war eines für die Diskutanten klar: Es erfordert eine langfristig angelegte finanzielle Förderung zur optimalen Umsetzung digitaler Bildung. Nur so könne das Handwerk erreichen, dass die berufliche Bildung endlich vollständig mit der akademischen gleichgesetzt wird.

Fachkräftegewinnung im europäischen und internationalen Kontext

Dass das Handwerk wieder mehr Wertschätzung erleben müsse, darüber diskutierten auch die Teilnehmer des Arbeitskreis 2, der sich mit den Themen der Fachkräftegewinnung und Fachkräftebindung beschäftigte. Erfreulicherweise gibt es sowohl in Tschechien als auch in Deutschland neue Gesetzesinitiativen zur Fachkräftegewinnung, die allerdings noch mehr auf das Handwerk gemünzt und vor allem auch im ländlichen Raum ankommen müssen, wie auch Klaus Beier, Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit betonte. Allen Beteiligten war klar, dass ein erheblicher Teil der ausländischen Fachkräfte aus dem europäischen Ausland kommen wird. "Hierfür sind die Dienstleistungen der EURES-Berater weiterhin enorm wichtig", betonte Christian Kaiser, stellvertretender Bereichsleiter für den Bereich Berufsbildung der Handwerkskammer mit Blick auf die anwesenden EURES-Berater im Saal. Tabea Schaarschmidt, Ausbildungsakquisiteurin bei der Handwerkskammer, gab den Anwesenden ein Zwischenfazit zur Ausbildung junger Geflüchteter in deutschen Handwerksbetrieben: "Wir haben im ostbayerischen Handwerk nun erste Erfahrungen bei der Ausbildung von jungen Geflüchteten." Und laut der Referentin gäbe es Erfolge bei der Ausbildung und Beschäftigung zu verzeichnen. Das bewährte Erfolgsrezept beschrieb Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Kammer in seiner Conclusio: "Das Wissen um kulturelle Unterschiede und kultursensible Kommunikation fördert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in erheblichem Maße und ist deshalb für uns alle enorm wichtig."

Bürokratie gemeinsam abbauen und bändigen

Den Bogen zur Fachkräftegewinnungsthematik schloss Arbeitskreis 3, der sich mit dem Abbau bürokratischer Hemmnisse in der Grenzregion beschäftigte und eine positive Nachricht für die Teilnehmer parat hatte: "Das tschechische Arbeits- und Sozialministerium hat unsere Anregungen und Forderungen aus dem letzten Jahr umgesetzt", berichtete Katharina Wierer, Außenwirtschaftsberaterin und Hauptorganisatorin erfreut. "Und so wurde die Änderung der Meldepflicht bei der Mitarbeiterentsendung deutlich praktikabler gemacht." Ein weiteres großes Thema im Arbeitskreis Bürokratieabbau war die Novelle der Entsenderichtlinie, zu der die Teilnehmer anmahnten: Nach wie vor sei noch viel zu tun, um die Umsetzung der Entsenderichtlinie in nationales Recht praxisgerecht und klar verständlich zu bewerkstelligen. Der Referentenentwurf zur Umsetzung in Deutschland liege seit wenigen Tagen vor und wurde im Rahmen der Marienbader Gespräche vorgestellt. "Von entscheidender Bedeutung ist eine klare, verständliche und vor allem praktikable Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht, um Rechtsunsicherheit zu vermeiden", empfahl Peter Hrbik, Leiter der Abteilung Recht bei der Außenhandelskammer in Prag. In den Ergebnispräsentationen zeigte sich, dass die tschechischen Behörden sehr bemüht sind, praxisorientierte Lösungen zu finden. So wurde beispielsweise eine neue Homepage vorgestellt, die Informationen zur Entsendung in mehreren verschiedenen Sprachen bereitstellt. Einer von vielen Erfolgen aus den letzten Jahren "Marienbader Gespräche".

 Gemeinsam für ein starkes Europa

Die Ergebnisse und Forderungen der Arbeitskreise präsentierte am Abend Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, im Plenum. In der im Anschluss stattfindenden, moderierten Talkrunde brachten die Diskussionsteilnehmer den Sinn und Zweck der Marienbader Gespräche auf den Punkt und zogen ein Resümee aus den letzten zwölf Jahren: "Die Veranstaltung hier in Marienbad entwickelt sich immer weiter. Gemeinsam verbessern wir die Grenzregion Stück für Stück und auch menschlich rücken wir immer näher zusammen", so die positive Bewertung von Jan Kreuter, Konsul für Politik und Handel des Generalkonsulats der Tschechischen Republik. Für die nächsten 30 Jahre wünschten sich die Diskutanten, allesamt Vertreter aus Politik, Kammer und Handwerk, dass die positive Entwicklung der Grenzregion weiter voranschreitet und die Nachbarregionen zur einer gesamtheitlichen Modellregion als Vorzeigebeispiel zusammenwächst. Physische Mauern und Barrieren in den Köpfen der Menschen dürften nicht erneut entstehen. Um dem vorzubeugen, seien die Marienbader Gespräche ein wichtiger Baustein. "Hier wird offener Dialog beispielhaft gelebt", betonte der Präsident der Handwerkskammer in seinen Abschlussworten. Gerade in Zeiten von wachsender Europakritik sei dies eine wichtige Botschaft und ein wichtiges Zeichen für eine funktionierende Gemeinschaft.

Marienbader Gespräche

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Katharina Wierer

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