Dem Heizungsbau wird in Sachen Energiewende eine tragende Rolle zuteil. Weiterbildungen, beispielsweise zum Energieberater, machen dahingehend zukunftsfit.
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Dem Heizungsbau wird in Sachen Energiewende eine tragende Rolle zuteil. Weiterbildungen, beispielsweise zum Energieberater, machen dahingehend zukunftsfit.

Weg von Öl und Gas Wie gelingt mehr Autonomie?

Spätestens bei der Nebenkostenabrechnung kommt das böse Erwachen: Im Herbst werden viele Vermieter und Mieter von den extrem gestiegenen Gas- und Öl-Preisen getroffen. Zurzeit heizen drei Viertel der Haushalte in Bayern mit fossilen Energien. Nur ein Viertel nutzt umweltfreundliche – und jetzt auch günstigere – Alternativen, wie Wärmepumpe, Biomasse oder Fernwärme. Zugleich sind nach Erhebungen des Landesverbands für das Bayerische Kaminkehrerhandwerk mehr als zwei Drittel der Ölheizungen bereits älter als 20 Jahre. Sie müssen also ausgetauscht werden. Dabei wird dem Heizungsbau eine entscheidende Rolle zuteil. Jedoch: "Häufig geht die Empfehlung tatsächlich noch zu Gas- und manchmal Öl-Heizungen, weil die anderen Technologien noch nicht so alltäglich sind", erklärt Raimund Schiebel, Beauftragter für Innovation und Technologie mit Schwerpunkt Umwelt und Energie bei der Handwerkskammer. Mit Weiterbildungen, die die Kammer anbietet, könne man sich als Heizungsbauer auf den neuesten Stand bringen. Mit dem Weiterbildungskurs zum Gebäudeenergieberater beispielsweise, der den effizienten Bau neuer und die Sanierung alter Gebäude thematisiert. "Dazu gehören neben Maßnahmen an der Gebäudehülle, sprich Fassade, Fenster und Dach, auch Anlagen zur Energieerzeugung und damit auch verschiedene Heizungssysteme. Besonderer Fokus liegt auf der Wärmepumpe und Solarthermie", sagt Schiebel. Der Kurs endet mit der Zulassung zum Gebäudeenergieberater und bietet planungs- und förderrechtliche Vorteile. So können beispielsweise Vermieter profitieren: Sie können Fördergelder für eine energetische Modernisierung von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder von anderen staatlichen Institutionen nur nach einer professionellen Energieberatung beantragen. Zudem gewährt der Freistaat Bayern den "Meisterbonus der Bayerischen Staatsregierung" für eine erfolgreich abgelegte Fortbildungsprüfung zum Gebäudeenergieberater. Der Bonus beträgt 2.000 Euro und gilt bis Ende 2022, wird aber voraussichtlich verlängert.



 Aus- und Weiterbildung an allen Heizungssystemen

Im Zentrum für digitale Gebäudetechnik der Handwerkskammer in Schwandorf werden angehende Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Fachkräfte (SHK) grundsätzlich an verschiedenen Heizungsanlagen ausgebildet: Öl, Gas, Biomasse, Wärmepumpe, Blockheizkraftwerke, Solar- und Geothermie. Auch im SHK-Meisterkurs lernen die Schüler sämtliche Heizungen und deren Funktionsweise kennen. Die Weiterbildungen im SHK-Bereich sind auch notwendig. Denn nach dem Beschluss der Bundesregierung müssen ab Januar 2024 alle neu eingebauten Heizungen mit einem Mindestanteil von 65 Prozent an erneuerbaren Energien betrieben werden. Neubauten werden bereits heute zu mehr als 70 Prozent mit regenerativen Heizungen betrieben. Doch was im neuen Gebäude möglich ist, wird im Altbau zur Herausforderung.

 

Gebäudesanierungen stehen zwangsläufig bevor

"Das weitaus größere Problem ist, das regenerative Alternativen im Bestand oft nicht in Frage kommen", erklärt Raimund Schiebel. Als Beispiel nennt er ein Gebäude aus den 70er Jahren mit mehreren Eigentumswohnungen: "Um hier von fossilen Energieträgern wegzukommen, sind die Gegebenheiten oft nicht geeignet. Für eine Wärmepumpe sind der energetische Standard der Gebäudehülle sowie die Heizkörper zu schlecht. Eine Gebäudesanierung wäre notwendig." Biomasseheizungen benötigten viel Platz und seien in Mehrparteienhäusern nur denkbar, wenn davor eine Ölheizung mit Tankraum vorhanden war. "Selbst dann ist Holz keine Lösung, mit der der gesamte Gebäudesektor mit Wärme versorgt werden kann", sagt Schiebel. Reine Elektroheizungen seien extrem teuer im Betrieb, vor allem vor dem Hintergrund des steigenden Strompreises. "Oft ist ein moderner Brennwert-Gaskessel in vielen Bestandsgebäuden aktuell noch die beste Alternative", sagt er. Der Wandel zum regenerativen und günstigeren Heizen liegt also in den Händen der Heizungsbauer und Gebäudeenergieberater. Sie können die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern erst möglich machen.

 

Der nächste Weiterbildungskurs zum Gebäudeenergieberater bei der Handwerkskammer ist für den Herbst bereits ausgebucht. Am 6. März 2023 startet ein neuer Kurs im Bildungszentrum Regensburg. Weitere Infos gibt es unter www.hwkno-bildung.de.

 

Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 23. September 2022