Diskutierten beim Jahresempfang der Wirtschaft über die Herausforderungen und Chancen der Energiewende für Ostbayerns Wirtschaft: (v.l.) HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, HWK-Präsident Dr. Georg Haber, Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, IHK-Präsident Michael Matt sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes.
Fotostudio Daniel
Diskutierten beim Jahresempfang der Wirtschaft über die Herausforderungen und Chancen der Energiewende für Ostbayerns Wirtschaft: (v.l.) HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, HWK-Präsident Dr. Georg Haber, Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, IHK-Präsident Michael Matt sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes.

Energiewende als Chance Ostbayerns Wirtschaft steht für nachhaltiges Wirtschaften

28. April 2023

Das Zusammenspiel zwischen Ökonomie und Ökologie in Zeiten der Energiewende: Ganz im Zeichen dieses Themas stand der Jahresempfang der Wirtschaft 2023 bei der Handwerkskammer in Regensburg. Zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Regensburg für Oberpfalz / Kelheim lud die HWK zahlreiche Gäste zum Erfahrungsaustausch. Dabei wurde deutlich: Für Ostbayerns Unternehmen birgt die notwendige Energie- und Klimawende enorme Chancen.

 

Technologische Vorreiterrolle einnehmen

HWK-Präsident Dr. Georg Haber sagte: "Unsere Betriebe, unsere gut ausgebildeten Fachkräfte, werden die Energiewende stemmen, davon bin ich fest überzeugt." Von der Politik forderte er Entlastungen und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, damit die Unternehmen den Übergang in die "neue Normalität" zügig schaffen können: "Eine funktionierende Infrastruktur, ein faires Steuersystem, verlässliche Aussagen und nicht ständig neue Reglementierungen – das ist, so finde ich, angesichts der enormen Aufgaben, vor denen wir stehen, sicher nicht zu viel verlangt."

Ähnlich argumentierte IHK-Präsident Michael Matt. Er bezeichnete die Energie- und Klimawende als "eine der wichtigsten und größten Aufgaben, die es zu meistern gilt". "Zugleich ergeben sich dadurch aber auch Chancen für die Unternehmen. Und zwar dann, wenn es gelingt, damit verbundene Wertschöpfungspotenziale zu nutzen und eine technologische Vorreiterrolle einzunehmen", so Matt. Die Wirtschaft sei sich ihrer Verantwortung für die nachfolgenden Generationen bewusst und stehe zum Klimaschutz und zum nachhaltigen Wirtschaften.

 

Handwerk hat grünen Boden

In seinen Grußworten machte Gastgeber Dr. Georg Haber unter anderem auf die wichtige Rolle des Handwerks bei der Energiewende aufmerksam. Haber wörtlich: "Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die generelle Steigerung der Energieeffizienz – das alles ist ohne das Handwerk schlichtweg nicht zu machen." Der Bestand an Wärmepumpen solle nach Plänen der Bundesregierung bis zum Jahr 2030 von derzeit 1,45 auf sechs Millionen Anlagen wachsen. "Wer soll die einbauen, wenn nicht unsere Fachkräfte im SHK-Bereich?", so Haber weiter.

Das Erreichen der Klimaschutzziele erfordere einerseits ein hohes Tempo und ehrgeizige Ziele, andererseits dürften die Finanzierbarkeit und die Rentabilität einzelner Maßnahmen sowie die dringend notwendige Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft nicht aus den Augen verloren werden: "Eine Gratwanderung, die von uns allen große Anstrengungen verlangen wird", sagte der HWK-Präsident. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich. Schließlich seien Ostbayerns Handwerker bestens qualifiziert und auf bevorstehende Aufgaben vorbereitet: "Handwerk hat nicht nur goldenen, sondern auch grünen Boden. Handwerkerinnen und Handwerker sind quasi schon von Berufs wegen Klimaschützer: In rund 30 Gewerken arbeiten heute laut des Zentralverbands des Deutschen Handwerks rund 450.000 Handwerksbetriebe mit fast 2,5 Millionen Beschäftigten am Klimaschutz."

 

Versorgungssicherheit muss gewährleistet sein

Auch für die IHK, so Michael Matt, stehe die Energiewende längst auf der Agenda: "Als IHK engagieren wir uns nicht nur bei zahlreichen Initiativen, wie zum Beispiel beim Umwelt- und Klimapakt Bayern und unterstützen diverse Energieeffizienz- und Klimaschutznetzwerke. Wir stehen vor allem auch unseren Mitgliedsunternehmen mit zahlreichen Informations- und Serviceangeboten zur Seite."

Aus Sicht der Unternehmen, so der IHK-Präsident, müsse die Versorgungssicherheit jederzeit gewährleistet sein. Außerdem müssten die Energiepreise auf einem "international wettbewerbsfähigen" Niveau liegen. Michael Matt: "Da wir eine sehr exportstarke Region sind und viele Unternehmen im internationalen Wettbewerb stehen, drohen ansonsten Wertschöpfungs- und Wohlstandseinbußen." Matt forderte unter anderem eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie den Abbau bürokratische Hürden.

 

Ohne Fachkräfte geht es nicht

Festredner Professor Dr.-Ing. Michael Sterner von der OTH Regensburg ging in seinem Vortrag mit dem Titel "Ökonomie und Ökologie – kein Widerspruch in der Energiewende zur Unabhängigkeit von Kohle, Öl und Gas" auch auf den Fachkräftemangel ein. "Die technischen Herausforderungen der Energiewende sind zu meistern, aber die größte Herausforderung sind qualifizierte Arbeitskräfte", zeigte sich Sterner überzeugt. "Daher ist es wichtig, dass wir die Jugend nicht nur für den Klimaschutz auf der Straße gewinnen, sondern auch in unseren Handwerks- und Industriebetrieben und Hochschulen für technische Berufe gewinnen, die den Klimaschutz umsetzen, den alle wollen und zum Überleben brauchen."

Der Energiespezialist machte sich für grünen Strom stark. Der Atomausstieg lasse viel Platz im Netz für Wind- und Solarstrom, "der das größte Potenzial zu den günstigsten Stromkosten beim geringsten Flächenverbrauch bietet". Dieser ökonomisch und ökologisch nachhaltige Strom werde zukünftig immer mehr auch über Wärmepumpen, Wasserstoff und E-Fahrzeuge in der Wärmeversorgung und Mobilität benötigt.