Geschäftsführer Robert Soppart stellte sein Unternehmen auf den Prüfstand, um Mitarbeiter zu gewinnen - und zu halten.
Anna-Maria- Bogner
Geschäftsführer Robert Soppart stellte sein Unternehmen auf den Prüfstand, um Mitarbeiter zu gewinnen - und zu halten.

SerieMitarbeiter gewinnen und an den Betrieb binden - Arbeitgeberimage

Robert Soppart, Geschäftsführer der Soppart GmbH & Co. KG in Aicha vorm Wald, kennt keinen Fachkräftemangel mehr. Dafür musste der gesamte Betrieb auf den Prüfstand.

Herr Soppart, das Thema Fachkräftegewinnung beschäftigt viele Betriebe. Wie packen Sie es an?

Da muss ich etwas ausholen. Noch vor eineinhalb Jahren haben wir Werbeanzeigen geschalten, um Fachkräfte und Azubis zu finden. Meine persönliche Meinung: Das funktioniert nicht mehr. Dann haben wir uns Gedanken gemacht. Wie können wir es besser machen? Wir sind jedoch Handwerker und keine Marketing-Profis. Also haben wir uns jemanden aus der Werbebranche geholt. Da habe ich aber nur an eine Facebook-Kampagne gedacht. Die Dame aus der Werbebranche hatte aber andere Ideen, sie hatte Employer Branding studiert und klargestellt, dass die beste Werbung nichts nutzt, wenn die Bewerber bei uns im Betrieb nicht das findet, was er oder sie sucht. Deshalb lautete das erste Ziel, die bestehenden Mitarbeiter zu halten. Sie hat uns den Weg dahin aufgezeigt und was dafür nötig ist. Aber sie hat auch gefragt: Sind Sie überhaupt bereit dafür - vor allem Sie als Chef?

Und, waren Sie es?

Ich habe die Firma vor 25 Jahren gegründet. Heute haben wir 65 Mitarbeiter - und kein Fachkräfteproblem. Die Dame hat klar gesagt: Wenn wir das machen, müssen Arbeitsgruppen von Mitarbeitern gebildet werden, die mehrere Sitzungen abhalten. Wir müssen Umfragen machen und die Firma analysieren. Am Ende haben wir alles umgesetzt, was die Mitarbeiter kritisiert haben. Heute haben wir eine Superstimmung in der Firma! Die Mitarbeiter haben jeden zweiten Freitag und an Brückentagen frei. Die Arbeitszeiten werden flexibel an die jeweiligen Lebensumstände angepasst. Unser Motto ist: "Familie geht vor." Wenn wir den Mitarbeitern Stress vom Hals schaffen, indem sie zum Beispiel morgens in Ruhe ihre Kinder zur Kita bringen oder nachmittags früher gehen können, sind sie auch stärker mit der Firma verbunden. Wir schalten keine Werbeanzeigen, sondern kümmern uns um das Image der Firma auf Facebook und Instagram. Seitdem haben wir ständig neue Bewerbungen. Firmen müssen sich umstellen. Denn nur moderne Betriebe, die die Rahmenbedingungen verbessern, werden auch wachsen. Das Handwerk muss sich verändern. Es muss sich chic machen für Bewerber.

Ihr Unternehmen setzt auf grüne Energie und ganzheitliche Gebäudetechnik. Haben Sie es deshalb einfacher, junge Menschen für sich zu gewinnen? Oder liegt es gar nicht am Produkt?

Ich glaube nicht, dass es am Produkt liegt, sondern wie wir uns in der Öffentlichkeit präsentieren. Das fängt beim Firmenauto und der Kleidung an und hört bei den Imagekampagnen auf. Unser Vorteil ist, dass wir Technologie für die Zukunft bieten, aber auch das Handwerk hat Zukunft. Der Stellenwert der handwerklichen Arbeit ist heute anders, die Menschen schätzen diese Arbeit jetzt mehr. Und das Handwerk hat die Aufgabe, diese Wertschätzung auch zu erfüllen.


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