Das ostbayerische Bauhauptgewerbe hat gegenwärtig mit einem deutlichen Nachfragerückgang zu kämpfen.
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Das ostbayerische Bauhauptgewerbe hat gegenwärtig mit einem deutlichen Nachfragerückgang zu kämpfen.

Konjunkturbericht 3. Quartal 2023Keine Erholung der Gesamtgeschäftslage in Sicht

17. Oktober 2023

Angesichts der schwachen Gesamtwirtschaft in Deutschland signalisieren gegenwärtig auch die Konjunkturindikatoren für das ostbayerische Handwerk keine Erholung der Geschäftslage. Wie aus dem Konjunkturbericht der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz zum dritten Quartal 2023 hervorgeht, ist der Geschäftsklima-Index auf niedrigem Niveau wiederum zurückgegangen und erreicht aktuell einen Wert von minus eins (Vorquartal: sieben, Vorjahresquartal: minus zwei). Die wirtschaftliche Situation hat sich somit zuletzt für viele Betriebe nicht verbessern können. Gleichzeitig zeigen sich auch die Erwartungen in vielen Bereichen weiter pessimistisch.

Sinkende Nachfrage

"Mitverantwortlich für diese Entwicklungen ist eine weiter nachlassende Nachfrage", sagt HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger. "Dennoch ist die Investitionsbereitschaft unserer Betriebe relativ stabil. Damit das so bleibt, muss die Politik jetzt mit Investitionsanreizen und einer mittelstandsfreundlichen Steuerpolitik gegensteuern."

Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, macht vor allem die angespannte Situation im Bauhauptbereich Sorge: "Neben dem gestiegenen Preisniveau sind für einen Großteil der Betriebe rückläufige Auftragseingänge, beziehungsweise eine sinkende Kaufkraft mitursächlich für ihre aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen", so Haber. "Die Auftragsbestände schmelzen langsam ab, gerade vor diesem Hintergrund muss ein drohender Kapazitätsabbau im Bausektor unbedingt verhindert werden."

Nur rund jeder siebte Handwerksbetrieb (15 Prozent) konnte zuletzt mit einer steigenden Nachfrage Positives vermelden. Hingegen verbuchte ein erneut wachsender Anteil von 38 Prozent (Vorquartal 33 Prozent) wiederum rückläufige Auftragseingänge. Auch das Auftragsniveau insgesamt ist gesunken, wenngleich drei von fünf Betrieben (59 Prozent) – auch im Bauhauptgewerbe (56 Prozent) – ihre aktuelle Auftragslage als normal bewerten.

Sorgen im Baugewerbe

Das Bauhauptgewerbe verzeichnet gegenwärtige eine Auftragsreichweite von 11,7 Wochen. Auf einen leicht höheren Auftragsbestand kann noch das Ausbaugewerbe mit 12,3 Wochen zurückgreifen. Im ostbayerischen Bauhauptgewerbe zeigt sich allerdings ein deutlicher Nachfragerückgang nach Bauleistungen. Zwar verbuchte fast jeder zehnte Bauhauptbetrieb (neun Prozent) im dritten Quartal wieder Auftragszuwächse, dennoch kämpft ein Großteil der Betriebe, zwei von drei Betrieben (61 Prozent), mit rückläufiger Nachfrage.

Gleichzeitig sicherten über die Sommermonate noch bestehende Aufträge dem Baubereich die Auslastung seiner Betriebe, die sich im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorquartal sogar leicht erhöhte. Höhere oder zumindest konstante Nachfrage führten im Kraftfahrzeug-, Lebensmittel- sowie im Gesundheitsgewerbe zu einer höheren Auslastung. Generell blieb die Betriebsauslastung trotz rückläufiger Zahlen bei den Auftragseingängen zuletzt noch weitgehend stabil.

Umsätze geben nach

Nachgegeben haben indessen die Umsätze. Knapp ein Drittel der Betriebe (27 Prozent), und damit mehr als im Vorquartal (21 Prozent), verzeichnete weniger Umsatz. Der Preisanstieg ließ im Handwerk zuletzt nach. Rund zwei Drittel der Betriebe (63 Prozent) haben ihre Preise unverändert belassen, jeder zehnte Betrieb hat sie gesenkt, 27 Prozent der Betriebe erhöhten (Vorquartal 33 Prozent). 37 Prozent der Betriebe geben an, im abgelaufenen Quartal investiert zu haben. 

Bei rund einem Fünftel der Betriebe (18 Prozent) reduzierte sich die Mitarbeiterzahl. Gleichzeitig erhöhten jedoch auch Betriebe in ähnlicher Größenordnung (17 Prozent) ihre Beschäftigtenzahl, aktuell deutlich mehr als im langjährigen Mittel.

Mit Blick auf die Prognose für die kommenden drei Monaten lässt sich nicht von einer raschen Erholung der gegenwärtigen Gesamtsituation ausgehen. Lediglich sieben Prozent der Betriebe gehen von Auftragszuwächsen und Umsatzsteigerungen (zwölf Prozent der Betriebe) aus. Hingegen wird sich voraussichtlich knapp die Hälfte der Betriebe weiter mit Preissteigerungen im Einkauf auseinandersetzen müssen. Die Beschäftigungsdynamik prognostizieren die Betriebe negativ, allerdings wie häufig in der Vergangenheit für die Wintermonate.