Berufsbildung im FokusIm Gespräch mit Stephanie Schuhknecht und Jürgen Mistol
2. Mai 2024
Die vielen Herausforderungen, denen das Handwerk aktuell gegenübersteht, waren Gegenstand eines Gesprächs der Handwerkskammer mit der Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses im Bayerischen Landtag Stephanie Schuhknecht und dem Landtagsabgeordneten Jürgen Mistol. Dabei stand insbesondere die berufliche Bildung im Fokus. Bei einem Rundgang durch das Bildungszentrum der Handwerkskammer erhielten Schuhknecht und Mistol Einblicke in das duale Ausbildungsmodell und den wichtigen Beitrag, den die Handwerkskammer dazu leistet.
Es seien wertvolle Gespräche gewesen, so HWK-Präsident Dr. Georg Haber. "Unsere Bildungszentren sind überlebenswichtig für die Nachwuchssicherung im Handwerk. Sich hier ein Bild zu machen ist auch für die Arbeit im Wirtschaftsausschuss des Bayerischen Landtags von großer Bedeutung. Wir haben uns aus diesem Grund sehr gefreut, dass Frau Schuhknecht und Herr Mistol sich die Zeit genommen haben."
"Gleichwertigkeit muss in den Köpfen ankommen"
Seit Jahren strebt die Handwerkskammer eine Gleichwertigkeit der beruflichen und der akademischen Bildung an - eine Gleichwertigkeit, die in den Köpfen der Menschen ankommen müsse, so HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger. Ein entscheidender Faktor hierfür sei eine ausgewogene Berufsorientierung, die alle Bildungswege sichtbar mache. Mit dem "Tag des Handwerks", der verpflichtend an allen weiterführenden Schulen in Bayern eingeführt wurde, habe man hier schon viel erreicht. Schuhknecht lobte das Engagement der Handwerkskammer bei der Verstetigung des Aktionstags. "Berufsorientierung ist ganz entscheidend, damit jede und jeder sich nach seinen Begabungen entwickeln kann."
Auch das geplante Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz kam auf den Tisch. Die Handwerkskammer spricht sich hier für eine Altersgrenze von 25 Jahren aus und eine Berufserfahrung, die mindestens dem 2,5-fachen der regulären Ausbildungszeit entspricht. Weiterhin fordert sie ein späteres Inkrafttreten des Validierungsverfahrens. "Diese Änderungen sind wichtig. Wir brauchen außerdem eine gewisse Vorlaufzeit, damit die Umsetzung gut funktionieren kann", forderte Kilger und appellierte an die beiden bayerischen Abgeordneten, Einfluss zu nehmen, damit die Anpassungen im finalen Gesetzestext Einzug halten. Schuhknecht und Mistol sagten hier ihre Unterstützung zu.
"Demokratie muss in der Lage sein, Probleme zu lösen"
Weiter waren auch die konjunkturelle Lage im Bausektor und die bürokratischen Belastungen Gegenstand der Gespräche. Bei Entschärfung dieser Krisenherde sei das ostbayerische Handwerk auch auf die Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung angewiesen. Man brauche Investitionsanreize, um die Auftragslage im Bausektor zu stabilisieren. Außerdem müsse ein Mentalitätswandel in den Behörden implementiert werden - Moratorien würden Probleme bloß in die Zukunft verlagern, so Haber. Es gäbe viel zu tun, betonte der HWK-Präsident. Jürgen Mistol stimmte zu. "Die Demokratie muss in der Lage sein, diese Probleme zu lösen."