Kommentar von Hauptgeschäftsführer Jürgen KilgerDer Anker im ländlichen Raum
Das Handwerk sorgt für Stabilität im ländlichen Raum. Ein Fünftel aller Beschäftigten und ein Drittel aller Lehrlinge arbeiten in Ostbayern im Handwerk. Die Handwerkskammer spricht daher seit vielen Jahren vom Handwerk als Stabilitätsanker im ländlichen Raum.
Die aktuelle ifh-Studie bestätigt uns in dieser These und verrät noch mehr über das Handwerk in Ostbayern. 402 Kreise wurden in ganz Deutschland nach ihrem Handwerkeranteil ausgewertet. Das Ergebnis: Vier der fünf Kreise mit dem deutschlandweit höchsten Handwerkeranteil liegen in Niederbayern und der Oberpfalz. Deshalb können wir ohne Übertreibung selbstbewusst vom "Handwerkerland" Ostbayern sprechen. Und was heißt das im Umkehrschluss für entsprechende Regionen? Auch darauf gaben die Wissenschaftler Antworten: Dort wo das Handwerk stark ist, sind nicht nur Ausbildungsquoten höher und die Menschen weniger von Armut betroffen, sondern auch die Bevölkerungsentwicklung langfristig stabiler. Zusammengefasst: Handwerksregionen sind strukturell stärker als vergleichbare Regionen.
Gleichzeitig arbeitet das Handwerk aber nicht immer auf Augenhöhe mit anderen Wirtschaftsbereichen. Bürokratie, Finanzierung und Fachkräfte sind nur drei Bereiche, die unsere Handwerker aktuell, einige davon auch existenziell, herausfordern. Und genau diese Handwerker sorgen tagtäglich dafür, dass die Menschen in ihrer Heimat Arbeit haben und dort ausgebildet werden können. Lokales Handwerk verhindert Abwanderung aus unserer Heimat. Damit das Handwerk weiterhin der Anker im ländlichen Raum bleibt, muss es dort, wo es Probleme gibt, gestärkt werden. Das gilt es zu bedenken, wenn in Brüssel, Berlin und München über Regional- und Strukturfördergelder diskutiert wird und Programme neu aufgesetzt werden. Nur aus einer gestärkten Position heraus bleibt das Handwerk die "Wirtschaftsmacht von nebenan" und der ländlichen Raum stark.