Aus der Deutschen Handwerks ZeitungAusbildung in Teilzeit: Chance für junge Mütter

Die Zeit mit ihrer dreijährigen Tochter Leyla ist für Daniela Ritter ganz besonders wertvoll. "Ich genieße die täglichen Stunden mit meinem Kind ganz bewusst", sagt die 24-jährige Passauerin. "Ich male nachmittags mit ihr, wir gehen schwimmen oder auf den Spielplatz." Den Haushalt managt die junge Mutter abends oder nachts. Einkäufe und wichtige Termine werden möglichst zwischen 13.30 und 15 Uhr erledigt, also zwischen Arbeitsende und der Abholzeit im Kindergarten. Daniela Ritters Alltag ist genau getaktet. Seit einem knappen Jahr absolviert die junge Frau bei der Handwerkskammer eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement, in Teilzeit. Nur deshalb bringt sie Job und Kind unter einen Hut.

HWK zeigt sich flexibel

Für Hans Schmidt, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der HWK, war es eine Selbstverständlichkeit, der jungen Mutter mit einer Teilzeitausbildung entgegenzukommen. "Gute Fachkräfte werden in allen Bereichen dringend gesucht. Deshalb ist es als Arbeitgeber wichtig, wo immer möglich, auch neue flexible Ausbildungsmodelle anzubieten", sagt er. Und auch der stellvertretende Bereichsleiter Frank Höft steht einer Teilzeitausbildung offen gegenüber, denn: "Oft ist es aus familiären oder gesundheitlichen nicht möglich, 40 Stunden in der Woche zu leisten. Eine Ausbildung in Teilzeit bietet die Möglichkeit, einen vollwertigen Berufsabschluss zu erhalten. Daher bietet die Handwerkskammer das auch an." Allerdings beziehe sich die Teilzeit ausschließlich auf die Ausbildungszeit im Betrieb. "Zu einer dualen Ausbildung gehört aber nicht nur die praktische Ausbildungszeit, sondern auch die Berufsschule. Hier ist die Regelung bei einer Teilzeitausbildung ganz einfach: Es gibt keinen Unterschied zur Vollzeitausbildung. Die Zeit in der Berufsschule ist gleich." Die Ausbildungszeit werde durch die Teilzeit entsprechend verlängert. Daniela Ritters Arbeitszeit beträgt 25 Stunden pro Woche. Im ersten Lehrjahr besucht sie zweimal in der Woche die Berufsschule. Einmal von 7.50 bis 12.45 Uhr und einmal von 7.50 bis 15.45 Uhr. Der lange Tag macht ihr Probleme. Aber dank ihrer Mutter, die die kleine Leyla dann vom Kindergarten abholt, klappt auch das. "Allerdings ist meine Mama nicht mehr so fit, deshalb habe ich für mein zweites Lehrjahr die Zeiten im Kindergarten für den langen Berufsschultag Gott sei Dank entsprechend verlängern können", erzählt Ritter. In der Arbeit, sagt sie, bekomme sie jegliche Unterstützung. Dafür ist sie dankbar. "Die Personalverantwortlichen, die ganze Abteilung und auch die anderen Auszubildenden sind wirklich ganz großartig zu mir. Ich werde das der Handwerkskammer nie vergessen." HWK- Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger weiß, dass viele Handwerksbetriebe eine Teilzeitausbildung aus organisatorischen Gründen nicht anbieten können. Das Handwerk zeige sich aber grundsätzlich immer offen für flexible Arbeitszeitmodelle. "Viele Betriebe kommen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegen, damit sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen können", sagt er. "Unsere Betriebsinhaber kennen ihre Mitarbeiter in der Regel sehr gut und lassen sie auch in familiären Notlagen nicht im Stich."

Tochter ist Lebensmittelpunkt

Für die alleinerziehende Daniela Ritter ist die Teilzeitausbildung eine große Erleichterung. Sie sagt: "Ich kann und muss alles alleine rocken und selbstständig sein. Aber als Frau ist man stark und kann alles erreichen – und das will ich auch meiner Tochter weitervermitteln. Sie steht im Mittelpunkt meines Lebens." Essengehen mit Freunden, lange Clubabende oder ausgedehnte Shoppingtouren sind für Daniela Ritter allerdings nicht drin. Auch aus finanziellen Gründen. Ritter klagt nicht, im Gegenteil. "Mir reicht, was ich so im Kleiderschrank habe. Statt für neue Klamotten gebe ich das Geld lieber für einen Zirkusbesuch mit Leyla aus." Die Nachmittagsstunden und auch die Wochenenden hat die junge Mutter strikt für ihre Tochter reserviert. Sie will die Zeit mit ihr intensiv nutzen. Wirklich ganz im Augenblick und möglichst durch nichts abgelenkt sein. Deswegen geht sie mit ihrer Tochter auch oft in die Natur. Das Lernen für die Berufsschule verschiebt sie in die Abend- und oft auch in die Nachtstunden. "Später kann ich sicher wieder mehr für mich machen, es kommt alles zu seiner Zeit", sagt Daniela Ritter. Sie sei in manchen Dingen "einfach viel weiter als Gleichaltrige" und deswegen auch nicht traurig, eher selten Party machen zu können. "Ich habe Verantwortung für meine Tochter. Und ein Kind ist für mich ein Geschenk und kein Hindernis." Auch in beruflicher Hinsicht hat die HWK-Auszubildende konkrete Pläne: "Ich hoffe, dass ich bei der Handwerkskammer bleiben kann. Mir gefällt es hier sehr gut", sagt sie, und: "Ich möchte immer Neues lernen, nicht stehenbleiben, mich immer weiterentwickeln." Denn eins steht für Daniela Ritter fest: Ihrer Tochter Leyla will sie auch in dieser Hinsicht unbedingt ein gutes Vorbild sein.



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Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 7. September 2023



Daniela Ritter absolviert bei der Handwerkskammer eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement – in Teilzeit. Nur deshalb bringt sie Job und Kind unter einen Hut.
HWK/Sigel
Daniela Ritter absolviert bei der Handwerkskammer eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement – in Teilzeit. Nur deshalb bringt sie Job und Kind unter einen Hut.