Ausbilden ist eine Investition in die Zukunft. Deshalb ist es auch während der Corona-Pandemie für Betriebe und Azubis wichtig, am Ball zu bleiben.
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Ausbilden ist eine Investition in die Zukunft. Deshalb ist es auch während der Corona-Pandemie für Betriebe und Azubis wichtig, am Ball zu bleiben.

Warum sich Ausbilden auch in der Krise lohnt Wirtschaftskraft erhalten, Fachkräfte sichern

Die Corona-Krise hat die Wirtschaft fest im Griff. Nahezu alle Branchen spüren massive Auswirkungen. Auch die Sorge um den Ausbildungsmarkt wächst. Es ist Fraglich, wie sich der Ausbildungsmarkt entwickelt, wenn die Krise noch länger andauert. Aktuell verzeichnet die Handwerkskammer in ihrer Lehrstellenbörse mit 1.572 Stellenangeboten sogar etwas mehr offene Stellen als im Vorjahr. Eine aktuelle Befragung von knapp 3.000 deutschen Handwerksbetrieben durch den Zentralverband des Deutschen Handwerks kommt zum Ergebnis, dass fast 45 Prozent der Betriebe planen zum kommenden Ausbildungsjahr genauso viele oder sogar mehr Auszubildende einzustellen. 25 Prozent der befragten Ausbildungsbetriebe beabsichtigen aber, ihr Ausbildungsengagement zu reduzieren.

Betriebe sind verunsichert

"Viele Betriebe sind verunsichert", bestätigt Michael Knauer, Abteilungsleiter Ausbildungsberatung bei der Handwerkskammer. Zwar sind die Branchen unterschiedlich stark betroffen, etwa Friseure stärker als das Bauhandwerk, doch sehr viele Betriebe haben existenzielle Nöte und müssen sehen, wie sie den Betrieb überhaupt aufrechterhalten. Zudem sind die Auswirkungen der Krise noch nicht voll abschätzbar. Das alles macht die Personalplanung schwierig. Trotz angespannter Lage erhält der Ausbildungsberater aber auch positive Rückmeldungen. So habe sich das Lernen zuhause nach der Schließung der Berufsschulen schnell eingespielt. In vertrauensvoller Abstimmung zwischen Berufsschulen und Unternehmen, konnte, laut Knauer, auch der Betrieb in vielen Fällen Lernort sein. Als Positivbeispiel erwähnt Knauer auch Betriebe mit Auszubildenden, die Kurzarbeit anmelden mussten. "Die Unternehmen zeigen allergrößtes Engagement, um die Ausbildung auch in dieser Situation aufrecht erhalten zu können."

Keine Ausbildungsmessen und Schülerpraktika

Als Ausbildungsberater ist Knauer nicht nur Ansprechpartner für Ausbildungsbetriebe, sondern auch für Azubis und künftige Lehrlinge. Auch bei ihnen herrscht große Unsicherheit, erzählt er. So hatten viele Auszubildende gerade zu Beginn der Pandemie Angst, ihren Abschluss nicht im regulären Zeitraum machen zu können. Künftige Auszubildende befürchten ein zu geringes Angebot an Ausbildungsplätzen. Zudem gibt es eine weitere Schwierigkeit, die Arbeitgeber und Berufssuchende gleichermaßen betrifft: "Aktuell können keine Ausbildungsmessen und Praktika im Rahmen der schulischen Berufsorientierung stattfinden", erklärt Knauer. Das erschwert die Vernetzung von Ausbildungsbetrieben und Berufsanfängern ganz erheblich. Allen jungen Menschen, die sich für eine handwerkliche Karriere interessieren, rät Knauer sich weiterhin aktiv um Bewerbungen zu kümmern und den persönlichen Kontakt zu Betrieben zu suchen. Online-Plattformen wie die Lehrstellenbörse oder die Lehrstellen-App, zu finden auf der Webseite der Handwerkskammer, helfen Betrieben und Azubis sich zu vernetzen.

Ausbilden ist wichtige Investition in die Zukunft

Der Präsident der Handwerkskammer Dr. Georg Haber rät Betrieben, weiterhin auszubilden: "Gut ausgebildete Fachkräfte sind das Herzstück eines jeden Betriebs. Über das Engagement in der Ausbildung hat der Betrieb die Möglichkeit junge Menschen frühzeitig für die Tätigkeit in seinem Betrieb zu begeistern und langfristig an den Betrieb zu binden. Der Auszubildende identifiziert sich mit seinem Betrieb und kann sich schon während der Ausbildung auf betriebliche und fachliche Besonderheiten einstellen - eine Win-win-Situation für beide Seiten." Laut Haber haben die Erfahrungen der zurückliegenden Krisen gezeigt, dass die Qualifikation von Fachkräften eine Investition in die Zukunft ist, die nicht aufgrund kurzschlüssiger Sparmaßnahmen gefährdet werden darf. Umso erfreulicher sind für ihn die aktuellen Vereinbarungen aus dem Koalitionsausschuss, wonach Betriebe finanziell gefördert werden sollen, wenn sie ihre Ausbildungsleistung aufrechterhalten, ausbauen oder Azubis aus insolventen Betrieben übernehmen. "Ich gehe fest davon aus, dass die Wirtschaft nach der Krise wieder anläuft und gerade im Handwerk Auszubildende und Fachkräfte auch in Zukunft stark gefragt sein werden", so der Präsident.

Knauer Michael
Fotowerkstatt Gahr

"Die Betriebe zeigen größtes Engagement, um die Ausbildung aufrecht zu erhalten."



Dr. Georg Haber, HWK-Präsident
Foto Graggo
Dr. Georg Haber, HWK-Präsident

"Gut ausgebildete Fachkräfte werden auch künftig stark gefragt sein."