Mehr Frauen für vermeintlich ¿männliche¿ Berufe gewinnen, hat sich die Handwerkskammer zum Ziel gesetzt. Mit dem Projekt ¿Mehr Mädchen fürs Handwerk¿ soll das gelingen.
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Mehr Frauen für vermeintlich "männliche" Berufe gewinnen, hat sich die Handwerkskammer zum Ziel gesetzt. Mit dem Projekt "Mehr Mädchen fürs Handwerk" soll das gelingen.

Interview mit Anita Gmeiner über genderneutrale BerufsorientierungTalentscout bringt Mädchen und Handwerk zusammen

Frau Gmeiner, geben Sie uns bitte einen Einblick in Ihre Arbeit. Was sind Ihre Aufgaben?

Als Talentscout werde ich künftig gezielt nach "Talenten" suchen, sprich nach Mädchen fürs Handwerk. Dafür gehe ich an Schulen, besuche Schulklassen und informiere Schülerinnen über die Perspektiven im Handwerk. Auch organisiere und begleite ich Erkundungstouren durch Betriebe und man wird mich auf Berufsorientierungsmessen und Veranstaltungen finden, wo ich beim weiblichen Nachwuchs aktiv für das Handwerk als Ausbilder und Arbeitgeber werbe. Mein Ziel: Bewerberinnen und Betriebe zusammenbringen. Bei Interesse vermittle ich auch gerne Praktikumsplätze zum Reinschnuppern. Umgekehrt stehe ich Betrieben beratend zur Seite und helfe ihnen, sich für die weibliche Zielgruppe noch interessanter zu machen. Bei meiner Arbeit sind "Role Models" ganz wichtig. Solche Ausbildungsbotschafterinnen versuche ich zu gewinnen, denn sie können am besten für ihren Beruf werben und überzeugen.

Warum braucht das Handwerk mehr Frauen?

Aktuell liegt der Anteil der Frauen, die eine Ausbildung im Handwerk machen, noch unter 20 Prozent. Diese Zahl beinhaltet aber schon "klassisch weibliche" Ausbildungsberufe im Handwerk wie Friseurin oder Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk. Das muss sich ändern: Vor allem männlich dominierten Handwerksberufe brauchen mehr weiblichen Nachwuchs.

Quasi als Antwort auf den Fachkräftemangel?

Nein, nicht nur. Natürlich, der Fachkräftemangel ist ein riesen Problem für das Handwerk, den es zu lösen gilt. Aber das ist nicht der entscheidende Grund für das Projekt. Studien und die Praxis belegen, dass diverse Teams mehr Erfolg in der Arbeitswelt haben. Oft bringen Frauen Fähigkeiten und Talente mit, von denen insbesondere männlich dominierte Berufe profitieren können. Umgekehrt bieten vermeintlich "männliche" Berufe oftmals hervorragende Chancen für junge Frauen, doch vielen Mädchen ist das gar nicht bekannt. Das will die Handwerkskammer ändern.

Welche Rolle spielen bei Ihrer Aufgabe Klischees? Wie bauen sie diese ab?

Bei meiner Arbeit geht es weniger um Klischees, vielmehr steht die geschlechtsneutrale Berufsorientierung im Vordergrund. Wieso sollte das Geschlecht noch eine Rolle bei der Berufswahl spielen? Heutzutage kann jede bzw. jeder alles machen. Fragen wie, was sind meine persönlichen Stärken und Talente, und wo könnte ich berufliche Erfüllung finden, sollten an erster Stelle stehen. Wenn junge Frauen das Interesse und die entsprechenden Fähigkeiten für einen Handwerksberuf mitbringen - egal welcher Branche - dann sollte ihnen der Einstieg auf jeden Fall ermöglicht werden.

Talentscout Anita Gmeiner ist unter Telefon 0961/48123-33 und per E-Mail an anita.gmeiner@hwkno.de zu erreichen.

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