Der Ausbildungspreis 2018 ist nur eine der Auszeichnung, die die Metzgerei Sandbiller zieren.
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Der Ausbildungspreis 2018 des Landkreises Straubing-Bogen ist nur eine der Auszeichnung, die die Metzgerei von Adi (li.) und Adrian Sandbiller zieren.

Im Gespräch mit Metzgerei Sandbiller aus HunderdorfQualität ist die beste Werbung

Es ist 10 Uhr vormittags und im Verkaufsladen der Metzgerei Sandbiller in Hunderdorf im Landkreis Straubing-Bogen stehen die Kunden Schlange. Vor der Tür drängen sich die Autos auf der Suche nach einem freien Parkplatz. Mit einem Lächeln begrüßen die Verkäuferinnen hinter der Theke die Kunden, viele kennen sie beim Vornamen. Die Metzgerei Sandbiller ist eine traditionelle Metzgerei wie aus dem Bilderbuch: regional, bodenständig und mit hochwertigen, frischen Produkten - und vom Aussterben bedroht?

Immer mehr Metzgereien in Deutschland schließen, Auszubildende fehlen, Betriebe finden keinen Nachfolger. In der Metzgerei Sandbiller hingegen arbeiten derzeit vier Lehrlinge. In manchen Jahren bewerben sich sogar mehr Schulabgänger als freie Stellen zur Verfügung stehen. Wie schafft der Betrieb das? "Wir haben keine besondere Personalmarketingstrategie. Werbung schalten wir auch keine", erzählen die Metzgermeister und Betriebsinhaber Adolf, genannt Adi, und Adrian Sandbiller. Lockangebote wie Tablets oder das Bezahlen des Führerscheins gebe es ebenfalls nicht.

Beste Werbung: Qualität der Produkte

"Wir überzeugen junge Menschen nicht mit materiellen Dingen von einer Ausbildung bei uns im Betrieb, sondern mit Qualität", erzählt Juniorchef Adrian Sandbiller. "Bei uns lernen die Auszubildenden noch das komplette Handwerk - vom Schlachten über das Verarbeiten bis hin zu Beratung und Verkauf." In der Metzgerei Sandbiller werden die Waren, die in der Verkaufstheke liegen, noch jeden Tag frisch zubereitet. Geschlachtet wird bis zu dreimal pro Woche im direkt angrenzenden Schlachthaus. "Unsere Produkte haben einen sehr guten Ruf", berichtet der 26-Jährige sichtlich stolz. "Weil wir eben alles selbst herstellen und nicht in großen Teilen zukaufen." Dass das der entscheidende Faktor für Schulabgänger sei, sich bei der Metzgerei Sandbiller um eine Lehrstelle zu bewerben, davon ist er überzeugt. "Was noch hinzukommt", ergänzt sein Vater Adi, "mit Adrian ist die Nachfolge des Betriebs gesichert. Die Auszubildenden wissen, dass es weitergeht und sie sich keine Sorgen machen müssen, dass der Betrieb möglicherweise noch in der Lehrzeit zumacht."

Beruf mit hohen Anforderungen

Ein Vorurteil, das Adrian Sandbiller oft zu hören bekommt, ist, dass er gar nicht wie ein Metzger aussehe. Viele Menschen haben noch das Bild vom groben, dicken Mann vor Augen, der den ganzen Tag Tiere schlachtet. Dabei mache das nur einen Bruchteil der täglichen Arbeit aus, berichtet der schlanke junge Mann. Der Beruf des Metzgers sei sehr anspruchsvoll: "Man ist auch Ernährungsberater, Koch und Verkäufer." Die Nachfrage nach qualitativem Fleisch steige außerdem, die Kunden legen immer mehr Wert darauf, zu wissen, wo ihr Essen herkommt. "Das ist eine Philosophie, die wir schon immer verfolgen", bestätigt Adi Sandbiller. "Schließlich stehen wir mit unserem Namen für die Qualität unserer Ware." Und das sei eben nur deswegen möglich, weil sämtliche Produkte durch die Hände der beiden Metzgermeister gingen.

Adrian und Adi Sandbiller haben nicht nur hohe Ansprüche an ihre Waren, sondern auch an ihre Mitarbeiter und sich selbst. Beide absolvierten die Meisterprüfung als Kursbeste, Adrian misst sein Können regelmäßig in Wettbewerben. Die ein oder andere Siegerurkunde, wie etwa die als Landessieger im Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks 2013, zieren das Geschäft. "Auch von unseren Auszubildenden erwarten wir viel. Sie sollen schon viel lernen. Bisher sind wir noch nicht enttäuscht worden", geben beide zu.

Kreativität und Trends in der Ladentheke

Seit Adrian vor zwei Jahren in den Betrieb eingestiegen ist, habe sich die Produktpalette nochmal weiterentwickelt. "Wir üben traditionelle Handwerkskunst aus", erklärt dieser. "Das bedeutet aber nicht, dass Trends für uns uninteressant sind - im Gegenteil." So beherrsche er ganz neue Schnitte beim Rindfleisch, kenne die aktuellen Grilltrends. "Man muss schon auf dem Laufenden bleiben, auch was die internationale Fleischwirtschaft angeht", so der Metzgermeister. Auch wenn einer der Kunden einen Wunsch äußert, wird er erfüllt. "Viele kommen in den Laden und zeigen uns Fotos von dem Stück Fleisch, das sie gerne zubereiten wollen. Das versuchen wir natürlich umzusetzen." Manche Sonderwünsche finden dann sogar den Weg ins Sortiment. "Ein Kunde hat mir mal von einer Knoblauchwurst erzählt, die er in der fränkischen Heimat so gerne gegessen hat. Wir haben so lange herum probiert, bis unsere Wurst mindestens genauso gut geschmeckt hat. Mittlerweile gibt es sie fest bei uns zu kaufen", berichtet Seniorchef Adi Sandbiller mit einem Grinsen.

Positiver Blick in die Zukunft

Für die Zukunft hat man sich in der Metzgerei Sandbiller vorgenommen, topaktuell zu bleiben und das aktuelle Qualitätslevel zu halten, wenn nicht sogar zu steigern. "Derzeit haben wir noch das Glück, dass die Nachwuchsmetzger von selbst zu uns kommen", räumen die Metzgermeister ein. Was sie unternehmen wollen, wenn das einmal nicht mehr der Fall sein sollte, darüber machten sie sich aktuell aber erstmal noch keine Gedanken. "Das besprechen wir dann, wenn es soweit ist", sind sie sich einig. Auch auf das Zugpferd Social Media wollen sie erst einmal nicht aufspringen. "Die Zeit, die ich dafür investieren müsste, stecke ich lieber in unsere Produkte", ist Adrian Sandbiller überzeugt. Das positive Image käme dann ganz von allein.

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Betriebsnachfolge und Betriebsübernahme



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Preisverleihung Sandbiller
Adrian Sandbiller
Wirtschaftsförderer des Landkreises Straubing-Bogen Martin Köck, Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler, Adi Sandbiller, Roswitha Sandbiller und Adrian Sandbiller.(v. li. n. re.).