Wenn ein Ernstfall eintritt, liegen die Geschäfte schnell brach. Das richtige Risikomanagement schafft Abhilfe.
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Wenn ein Ernstfall eintritt, liegen die Geschäfte schnell brach. Das richtige Risikomanagement schafft Abhilfe.

Im Betrieb und im Privaten richtig vorsorgen für den ErnstfallNotfallvorsorge - nicht nur wegen Corona unerlässlich

Schnell und unvorhergesehen kann ein Unfall oder eine Krankheit zu finanziellen Engpässen im eigenen Betrieb führen, mit Konsequenzen bis in den privaten Bereich hinein. Kann der Unternehmer nicht mehr eigenverantwortlich handeln, sind nämlich nicht automatisch die Angehörigen vertretungsberichtigt. Der Betrieb kann so im Krankheits-, Todes- und Vertretungsfall nicht geordnet weiterlaufen. Doch mit dem richtigen Management im Vorfeld lassen sich die Folgen eindämmen.

Nicht nur in Zeiten der Corona-Pandemie und dem Risiko an Covid-19 zu erkranken, ist es für Inhaber von Handwerksbetrieben unerlässlich, das eigene Unternehmen auf den Ernstfall vorzubereiten - Stichwort Risikovorsorge. "Berufs- und Privatleben sind bei Handwerkern meistens eng verwoben, damit steigt das Risiko", weiß Jürgen Kilger, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Deshalb sei es für jeden Unternehmer unverzichtbar, rechtzeitig die Weichen zu stellen. "Immerhin geht es um das betriebliche Lebenswerk, das private Auskommen und nicht zuletzt um Mitarbeiter und Kollegen."

Vieles von Nöten: Vorsorgevollmachten, Patentenverfügung, Testament, Versicherungen

Der erste Schritt zu einer guten Risikovorsorge: einen oder mehrere Vertreter bestellen. Gibt es diese nämlich nicht, legt ein Gericht ihn fest. "Das ist oft nicht im Sinne der Hinterbliebenen", so Kilger. Eine Lösung sind Vorsorgevollmachten im privaten und betrieblichen Bereich sowie eine Patientenverfügung. Häufig ist es bei den umfassenden Aufgaben, die man als Inhaber eines Handwerksbetriebs hat, nicht möglich alles Wissen auf einen Stellvertreter zu vereinen. Am besten baut man für jeden Bereich des Betriebs frühzeitig einen Vertreter auf, der stets über Neuerungen im Bilde ist. Verhaltensanweisungen und gemeinsame Fristenkontrollen können helfen, die Betriebsorganisation zu strukturieren und für den Ernstfall vorzubereiten; natürlich schriftlich. Die Vorsorge sei komplex, auch weil sie den privaten Bereich einschließe. Aus verschiedenen Testament-Varianten, darunter das sogenannte "Unternehmertestament", müsse man individuell auswählen und eindeutig formulieren. Ein weiterer Aspekt der Notfallvorsorge seien entsprechende Versicherungen. "Hier gilt es, auch mal das Kleingedruckte zu prüfen, weil Ansprüche oft nicht ausreichend sind", sagt Jürgen Kilger. Auch PINs und Passwörter dürften nicht vergessen werden.

Mit der richtigen Notfallvorsorge können Betriebsinhaber ihr Risiko minimieren. Warum sie so wichtig ist, berichtet Andreas Keller, Bereichsleiter Beratung der Handwerkskammer, im Interview mit der DHZ. 

Gut vorbereitet zu sein, ist das A und O. Was sind die drei Kernpunkte einer guten Notfallplanung?

Eine gute Notfallplanung muss sowohl den betrieblichen als auch den privaten Bereich umfassen - Stichwort: Familienbetrieb. Im nächsten Schritt ist es wichtig, die Personen, die dann mit den Notfallplänen umgehen müssen, einzuweihen. Zum Beispiel nützt der bestorganisierte Ordner nichts, wenn er nach einem Notfall nicht zugänglich ist. Und drittens ist es wichtig, die Notfallplanung regelmäßig, wenigstens einmal im Jahr, auf Aktualität und Anpassungsbedarf zu überprüfen. Eventuell haben sich in den vergangenen Monaten ja Änderungen bei den Mitarbeitern oder auch innerhalb des Familie ergeben. Das sollte man im Blick haben.

Die Vorbereitung auf den Notfall ist im ersten Schritt auch mit ein wenig Aufwand verbunden. Warum lohnt sich die Mühe aber unbedingt?

Meist ist der Betrieb das Lebenswerk des Inhabers. Und dieses will man ja bestmöglich schützen und auch die Verantwortung für die Mitarbeiter tragen. Je besser die Vorbereitung auf einen Krisenfall, desto reibungsloser läuft der Krisenmodus dann auch ab. Aufträge können weiterlaufen, Mitarbeiter werden weiterhin bezahlt. Ein Notfall ist immer mit emotionalen Belastungen verbunden, das allein ist Stress pur. Klar, eine hundertprozentige Sicherheit im Extremfall gibt es nicht, doch man kann im Vorfeld viel tun. Letztendlich wird man froh sein, sich nicht auch noch um diese Dinge kümmern zu müssen.

Leider kann ein Notfall jeden treffen. Warum haben viele dennoch keinen Notfallplan?

Einen ausgeklügelten Notfallplan zu erarbeiten, kostet Zeit, ist viel Arbeit und geht häufig im Tagesgeschäft unter. Solche Themen werden dann gerne auf "morgen" verschoben, wer kennt das nicht. Vor allem, weil es eine Arbeit ist, die man im besten Falle umsonst gemacht hat. Nämlich dann, wenn nie ein Notfall eintritt. An der Stelle kann ich aber nur jedem dazu raten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sicher ist sicher.

Die Berater der Handwerkskammer haben oft mit solchen Fällen zu tun. Haben Sie ein Beispiel für so einen "Worst-Case?"

Tatsächlicher Fall: Das war ein Elektrobetrieb mit acht Mitarbeitern. Der Inhaber fährt kurz vor dem Mittagessen auf die Baustelle, um noch schnell etwas nachzuschauen. Er bekommt dort einen tödlichen Stromschlag. Er hinterlässt seinen Betrieb, der dann auf seine Ehefrau und zwei Töchter, eine davon minderjährig, übergeht. Im Vorfeld sind keine Regelungen getroffen worden, damit hat sich eine Erbengemeinschaft zwischen der Witwe und deren Töchtern ergeben. Für die minderjährige Tochter musste dann sogar ein Ergänzungspfleger bestellt werden. Der gesamte Vorgang dauerte neun Monate, bis der Betrieb wieder handlungsfähig war. Und das, obwohl sich alle einig waren, es war aber eben nichts geregelt.

Bietet die HWK hier Hilfen an? Welche?

Selbstverständlich beraten wir zum Thema Notfallvorsorge. Unsere Betriebsberater stehen unseren Handwerksbetrieben hier mit Rat und Tat zur Seite. Neben der persönlichen und individuellen Beratung bieten wir aber auch Online-Seminare zum Thema an. Im exklusiven Kundenbereich unserer Internetseite bieten wir außerdem einen "Notfallordner" mit wichtigen Hinweisen, Mustern und Vordrucken, beispielsweise für Vollmachten und Verfügungen.

Ansprechpartner

Keller Andreas Fotowerkstatt Gahr

Andreas Keller

Bereichsleiter

Tel. 0941 7965-111

Fax 0941 7965-281111

andreas.keller--at--hwkno.de



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