"Empfang der niederbayerischen Wirtschaft" von IHK und HandwerkskammerGemeinsamkeiten zwischen Wirtschaft und Politik betont
25. Juli 2019
Digitalisierung und Bürokratiebelastung, Fachkräftemangel oder Strompreise - die aktuellen Themen der Wirtschaft spiegelten sich wider beim "Empfang der niederbayerischen Wirtschaft" in Passau. Industrie- und Handelskammer für Niederbayern (IHK) und Handwerkskammer hatten erstmals zu dieser gemeinsamen Veranstaltung geladen. Gekommen waren rund 250 Unternehmer aus Industrie, Handel, Dienstleistungen und Handwerk - sowie als Ehrengast der bayerische Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger. Bei sommerlichen Temperaturen suchten sie das Gespräch, betonten Gemeinsamkeiten, diskutierten aber auch Unterschiede.
IHK-Präsident Thomas Leebmann lieferte dem Minister eine Steilvorlage, indem er anhand praktischer Beispiele aus den Unternehmen einige der drängendsten Themen anschnitt. Leebmann eröffnete mit dem Punkt Fachkräftemangel, der für Betriebe aller Branchen und Größen zu einem ernsten Problem geworden sei. Sowohl im IHK- als auch im HWK-Bereich seien die Ausbildungszahlen zuletzt zurückgegangen, gleichzeitig reiße die Fachkräftelücke weiter auf. "Wir brauchen gut ausgebildete Facharbeiter, hier liegt der Bedarf. Und die kommen aus dem hervorragenden System der dualen Berufsausbildung, aus der berufsbegleitenden Weiterbildung, aus der Praxis im Unternehmen", sagte der IHK-Präsident und dankte dem Wirtschaftsminister für gemeinsame Initiativen und Projekte in diesem Bereich.
Aiwanger garantiert Energieversorgung und lehnt CO2-Steuer ab
Leebmann sprach Aiwanger direkt beim Thema Energie an. Der Wirtschaft bereiteten die steigenden Strompreise Sorgen, ebenso aber Versorgungssicherheit und Netzstabilität nach dem Ausstieg aus der Kernenergie Ende 2022. Leebmann zitierte hier eine ifo-Studie im Auftrag der bayerischen IHKs. Die Experten empfehlen darin die Realisierung der großen Stromtrassen vom Norden in den Süden, schnellere Genehmigungsverfahren, den Wegfall der 10H-Regelung bei der Windkraft oder mehr Förderung in puncto Speichertechnologie. Auch die Möglichkeit einer dezentralen Energieversorgung hatte das ifo-Institut durchgerechnet, dafür nötig seien demnach in Bayern bis zu eine Million kleiner Blockheizkraftwerke oder etwa 750.000 neue Dach-Photovoltaikanlagen.
Aiwanger zeigte sich in seiner Antwort zuversichtlich: "Das Licht in Bayern wird nicht ausgehen." Die Lücke durch den Wegfall der Atomkraft könne und müsse durch den gezielten Ausbau von Gaskraftwerken geschlossen werden, in Verbindung mit erneuerbaren Energien vor Ort. Weiter führte der Minister aus, dass er sich auf Bundesebene für bessere Rahmenbedingungen einsetze: Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz seien notwendig, um das Ziel zu erreichen, dass sich Unternehmen mit eigenen Blockheizkraftwerken selbst versorgen könnten, betonte Aiwanger. Mit Blick auf den internationalen Wettbewerb versicherteer: "Energie darf nicht teurer werden." Einer CO2-Steuer, die nur zu Lasten der nationalen Wirtschaft und der Bevölkerung geht, erteilte der Minister daher eine deutliche Absage. Zu sprechen kam er daneben auf das "Automobilland Niederbayern" und empfahl hier Technologieoffenheit sowie eine Zuwendung zum Wasserstoff als alternativer Energieform.
Mit Digitalisierung gegen Bürokratie
Auch auf die Forderung nach einem Abbau der Bürokratie ging Aiwanger ein. Er trage diese mit, die Erfahrung habe aber gezeigt, dass es immer schwieriger werde, Regelungen ersatzlos zu streichen. Aiwanger plädierte daher für einen, wie er sagte, einfacheren und schnelleren Weg: "Wir müssen Bürokratie intelligenter managen." Die Digitalisierung biete hierzu viele neue Möglichkeiten. Überhaupt zog sich das Digitale durch viele vom Wirtschaftsminister angesprochene Themen - vom Fachkräftemangel, der durch Technisierung abgefedert werden könne, bis zur digitalen Infrastruktur und seinen Bemühungen, die Anbieter für einen konsequenten Ausbau des Mobilfunknetzes in die Pflicht zu nehmen.
Digitalisierung, Breitband und Mobilfunk bildeten ebenfalls einen Schwerpunkt in den Schlussworten von HWK-Präsident Dr. Georg Haber. "Was helfen die ganzen hochmodernen Programme und Geräte, wenn es kein schnelles Internet gibt?", fragte er. In den vergangenen Jahren sei zwar viel passiert, aber der HWK-Präsident pochte auf einen flächendeckenden Netzausbau, gerade im ländlichen Raum. Haber dankte Aiwanger für seine Unterstützung als "Fürsprecher und Kämpfer für die ostbayerische Wirtschaft" und betonte gleichzeitig die Bedeutung des Mittelstandes für den Wirtschaftsraum. Diese Unternehmen stünden für Kontinuität, Verantwortung und Verbindung mit der Heimat: "Es menschelt quasi im Mittelstand - und das ist etwas Wunderbares", schloss Haber.