Harald Sandner bringt seine Schreinertätigkeiten Menschen im Kongo bei.
SES
Harald Sandner gibt seine Schreinerkenntnisse an Menschen in verschiedenen Ländern weiter. Gerade war er im Kongo, bald geht es nach Uganda.

Im Gespräch mit Schreinermeister und Lehrer Harald Sandner aus Regensburg.Eigenes Handwerkerwissen im Ausland teilen

Harald Sandner aus Regensburg ist gerade aus der Demokratischen Republik Kongo zurückgekehrt. Dort hat er sein Handwerkerwissen geteilt. Für den 73-Jährigen war es der 17. Einsatz im Ausland. Seit 2002 hat er Menschen weltweit bei der Holzverarbeitung und Möbelherstellung unterstützt – unter anderem in Simbabwe, Marokko, Pakistan, Paraguay und Indien. Sandner ist dabei für den Senior Experten Service (SES) in Bonn unterwegs. Die Organisation entsendet ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder in einer beruflichen Auszeit, damit sie Hilfe zur Selbsthilfe geben. Besonders gefragt sind Handwerker. Auftraggeber aus dem Ausland suchen per SES Experten aus Deutschland und sorgen für die Unterkunft, Verpflegung und den Transport im Land. Ein kleines Taschengeld gibt es dazu. Der SES übernimmt die Reisekosten. Harald Sandner ist immer gern gereist. „Schon als Student war ich monatelang in Griechenland unterwegs“, sagt er. Der Schreinermeister mit Diplom hatte mit einem Freund eine eigene Werkstatt. Von 1990 bis zur Pensionierung hat er als Hauptschullehrer gearbeitet und nebenbei Möbel gebaut. „Die Kombination Schreiner und Lehrer ist ziemlich einzigartig“, sagt er. Von 1999 bis 2002 war Sandner für ein österreichisches Projekt in Ecuador. „Da habe ich vom SES gehört. Nach meiner Pensionierung habe ich mich beworben – und landete kurz darauf für drei Monate in Namibia“, erzählt er.

Der Chef kam mit dem Moped

Dort ging es um ein Ausbildungsprojekt. In Pakistan hat er Lehrkräfte an einer Designschule unterstützt. In Paraguay hat Sandner Betten designt, und in Pakistan war er für das Kultusministerium unterwegs. „Dort lernen an einer Schule, ähnlich unserer Fachoberschule, Kinder wohlhabender Eltern. Und wir haben bis heute Kontakt. Sie schicken mir Fotos von ihren prunkvollen Geburtstagen – als ob ein Maharadscha geheiratet hätte“, lacht Sandner. Der Chef der dortigen Handwerkskammer hat ihn jeden Tag mit dem Moped abgeholt und zur Arbeit gebracht. Da Sandner Spanisch, Englisch und Französisch spricht, kommt er überall zurecht. „Nur in Kasachstan habe ich einen Übersetzer gebraucht“, sagt er. Eine negative Erfahrung hatte er auf den Philippinen, als der Auftraggeber ihm schon nach einer Woche gekündigt hatte, weil Kritik von Mitarbeitern nicht in sein Konzept passte. „Am Abend habe ich das anderen Mitarbeitern bei einem Bier erzählt. Da ist es aus ihnen herausgesprudelt, wie schlecht sie behandelt wurden – vorher waren sie zurückhaltend“, sagt Sandner. Nie werde er als Tourist wahrgenommen, sondern immer als ein Teil der Gemeinschaft. In anderen Ländern baute er Prototypen für Solaröfen und brachte Jugendlichen die „Basics der Schreinerei“ bei. „Es gibt in Madagaskar zum Beispiel keine Ausbildung. Wenn die Menschen einen Tisch herstellen wollen, holen sie zu nasses Holz. Dann reißt die Tischplatte ein. Ich habe ihnen gezeigt, wie man Schwundklötze einbaut, damit sich das Holz bewegt. Sie waren total dankbar und begeistert, dass man mit so einfachen Mitteln viel bewirken kann“, sagt Sandner. „Für uns mag es banal sein, aber für sie war es wichtig.“

Von der Herzlichkeit beeindruckt

Auch in punkto Arbeitssicherheit kann er helfen, wie im November beim dreiwöchigen Caritas-Projekt: „In Kongo lernt man das Handwerk vom Vater oder Großvater – übernimmt aber auch deren Fehler. Deshalb geht es diesmal darum, Verletzungen zu vermeiden und Hilfsvorrichtungen zu nutzen“, sagt Sandner. In einer Werkstatt mit alten, aber sehr robusten Maschinen hat er mit den Einheimischen Schulmöbel gebaut. Etwas schade fand er, dass die Menschen sich unnötig viel Arbeit machen, wenn sie nicht von Anfang an auf Details achten. „Am Ende war ich mit meiner Arbeit diesmal nicht zufrieden, aber die Leute haben sich bedankt“, sagt er. Auch seine Unterkunft war im Kongo schlecht, so dass er nach drei Tagen in ein Hotel geflüchtet ist. Trotzdem steht das nächste Projekt bereits fest: Für Harald Sandner geht es nach Uganda. Die afrikanischen Länder haben einen besonderen Eindruck hinterlassen. „Ich war ja vorher ein Südamerika-Fan. Aber in Afrika habe ich die Menschen als sehr zugewandt erlebt“, sagt er. Der Handschlag zeige die Wertschätzung: Je nachdem, ob der andere seine Hand auf die Hand oder das Handgelenk legt. Die Menschen im Ausland nehmen seine Hilfe gern an. „Ich habe nie Ablehnung erfahren. Es gab nur Zurückhaltung, weil die Menschen mich erst kennenlernen wollen. Aber am Ende wurde immer groß Abschied gefeiert – mit Geschenken“, sagt er. Auch bei Sandner selbst haben die Einsätze Spuren hinterlassen: „Ich habe gelernt, wie die Menschen ticken und dass es Zeit braucht. Und ich habe eine große Wertschätzung erfahren.“