Diskutierten beim DigitalDialog über Chancen und Mängel in Sachen Digitalisierung: (v.li.n.re.) HWK-Präsident Dr. Georg Haber, Staatsministerin Dorothee Bär und Bundestagsabgeordneter Peter Aumer.
Joachim Strauß
Diskutierten beim DigitalDialog über Chancen und Mängel in Sachen Digitalisierung: (v.li.n.re.) HWK-Präsident Dr. Georg Haber, Staatsministerin Dorothee Bär und Bundestagsabgeordneter Peter Aumer.

HWK-Präsident Dr. Georg Haber bei Diskussionsrunde in BerlinDigitalisierung: Wo es in Ostbayern hapert

"Wie verändert uns die Digitalisierung?" - lautete die Fragestellung bei der Diskussionsrunde, zu der  der Regensburger CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Aumer geladen hatte. Per Onlineschalte konnten Interessierte der Gesprächsrunde aus Staatsministerin und Digitalisierungsbeauftragten der Bundesregierung Dorothee Bär, HWK-Präsident Dr. Georg Haber, Peter Aumer und Dr. Philipp Ramin, Geschäftsführer des Innovationszentrums für Industrie 4.0., folgen und anschließend Fragen stellen.

Ob in der Bildung, bei der Mobilität, in der Industrie oder im Handwerk hat Corona es deutlicher gemacht denn je: Ohne Digitalisierung geht es nicht mehr. Darüber war sich die Runde einig. Laut Staatsministerin Dorothee Bär seien die während der Pandemie genutzten digitalen Lösungen nicht neu, aber dank Corona kämen sie nun zum Einsatz. Peter Aumer verdeutlichte, dass Deutschland sich stärker beim "Megathema unserer Zeit" aufstellen müsse, auch um Arbeitsplätze langfristig vor Ort sichern zu können.

Mobilfunk-und Breitbandausbau nach wie vor unzureichend

In diese Kerbe schlug auch HWK-Präsident Georg Haber. Die Digitalisierung habe das Handwerk längst erreicht - von der Webseite bis zu Smart Home und Smart Building." Auch deshalb müssen wir Handwerksbetriebe und KMU bei der Digitalisierung besonders unterstützen, denn sie sind ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft und sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze, vor allem im ländlichen Raum", betonte Haber. Doch hapere es in Ostbayern schon an der Grundausstattung. Niederbayern und die Oberpfalz seien schlechter mit 4G-Mobilfunk versorgt als der Bundesdurchschnitt, Mobiltelefonie in einigen Regionen kaum möglich. Nachholdarf gebe es laut Haber trotz bayernweiter Fortschritte auch beim Breitbandausbau. Hierzu forderte er "Glasfaser bis zu jedem Haus". Den garantierten Datenaustausch im Handwerk bezeichnete er als "überlebensnotwendig".

Bürokratieabbau digital voranbringen

Zudem hofft das Handwerk auf Erleichterungen in Sachen Bürokratie, unter dieser nämlich litten gerade kleinere Handwerksbetriebe, da "der Papierkram sie von ihrer eigentlichen Arbeit abhält", sagte Haber. Digitalisierte Verwaltungsabläufe könnten den Alltag der Betriebe erleichtern. Haber forderte deshalb eine "digitalisierte Verwaltung, die ihrem Namen gerecht wird". Des Weiteren thematisierte Haber einen gerechten Zugang zu Daten, der nicht nur großen Industriebetrieben vorbehalten sein dürfe. Beispielhaft nannte er den Bereich Kfz: Sensor-Daten können oft nur von PKW-Herstellern abgerufen werden, die Nutzerdaten liegen dort exklusiv und werden nur für das eigene Dienstleistungsgeschäft genutzt. Dann allerdings würden die betreffenden Handwerksunternehmen mittelfristig aus dem Markt gefegt, so Haber. Interessiert zeigte sich Staatsministerin Bär auch bei Habers Bericht über das neue Zentrum für digitale Gebäudetechnik am Charlottenhof in Schwandorf, das 2021 in Betrieb gehen und Handwerker digital aus- und weiterbilden soll. Als eines der ersten Gebäude wird es in BIM-Standard fertiggestellt.

Dr. Philipp Ramin bemängelte, dass es in Deutschland am richtigen "Mindset" gegenüber digitaler Technologien fehle, also der Bereitschaft, diese zu nutzen. Vor allem im Bereich Bildung sehe er Nachholbedarf: "Wir setzen noch zu wenig auf Soft Skills im Zusammenhang mit Digitalisierung." Zudem warnte er davor, dass digitale Möglichkeiten nicht allen Bevölkerungsschichten ausnahmslos zugängig seien. Das berge die Gefahr einer "digitalen Spaltung".

Ansprechpartner

Jürgen Kilger

Hauptgeschäftsführer

Tel. 0941 7965-101

juergen.kilger--at--hwkno.de



Weiterführende Themen

Der Bürokratie digital begegnen

Schnelles Internet ist Grundvoraussetzung für zukunftsfähiges Handwerk

Mobilfunklücken in Ostbayern erschweren digitales Arbeiten

Mobilfunkausbau 5G: Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse basiert auf gleichwertiger Infrastruktur