Fußprothese, Inklusion, Behinderung
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Menschen mit Behinderung zu beschäftigen, kann für Betriebe gute Perspektiven bedeuten, für betroffene Menschen selbst eröffnen sich ebenso neue Chancen. Der junge Mann hat eine Fußprothese.

Inklusion bietet vielen Handwerksbetrieben neue ChancenDie Arbeitsplätze an die Menschen anpassen

Mitnehmen statt ausschließen: Menschen mit Behinderung haben laut Artikel 27 der Menschenrechtskonvention ein Recht auf Arbeit und Beschäftigung. Oft scheitert jedoch die Vermittlung an mangelndem Wissen und Vorurteilen, was in Zeiten des Fachkräftemangels wiederum verspielte Chancen bedeutet. Denn das Potenzial ist groß – angesichts von deutschlandweit acht Millionen Menschen mit Behinderung. Deshalb klärt die Handwerkskammer am 26. November um 10 Uhr im Online-Seminar "Inklusion am Arbeitsplatz" die Vorbehalte gegen eine inklusive Einstellung und zeigt Fördermöglichkeiten für Betriebe auf. Im Interview berichten Andreas Keller, Bereichsleiter Beratung der HWK, und Rolf-Dieter Frey, Leiter des Arbeitskreises "Inklusiver Arbeitsmarkt", warum Handwerksbetriebe über Inklusion nachdenken sollten.

Wie kann das regionale Handwerk durch Inklusion profitieren?

Keller: Unsere Betriebe haben seit vielen Jahren die Herausforderung, genügend Fachkräfte zu bekommen. Mittlerweile wissen wir, dass es nicht "den einen Weg" gibt, um den Fachkräftebedarf zu decken. Die Inklusion bietet hier sehr gute Chancen. Wir haben nicht wenige hoch motivierte Menschen, die gerne am ersten Arbeitsmarkt tätig sein möchten, dies aber bisher nicht umsetzen konnten. Ist ein Arbeitgeber in der Lage, innovativ zu planen – getreu dem Motto "nicht den Menschen an den Arbeitsplatz anpassen, sondern den Arbeitsplatz an den Menschen" –, so kann er einen sehr motivierten und dankbaren Mitarbeiter bekommen. Außerdem wird die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung umfangreich gefördert.

Haben Sie ein paar Beispiele?

Keller: Wichtig ist immer, die Menschen ihren Fähigkeiten entsprechend einzusetzen. Jede Behinderung ist anders. Vielen sieht man die Einschränkungen nicht an, so können beispielsweise Menschen mit autistischen Zügen im Büro eingesetzt werden. Oder: In einem Baubetrieb arbeiten hochspezialisierte und gut bezahlte Facharbeiter. Diese können ihre Leistung aber nur bringen, wenn das Werkzeug und Material funktioniert. Hierfür kann man jemanden mit Handicap einstellen, der ausschließlich für die Wartung der Handmaschinen und die Bestückung der Fahrzeuge mit Material da ist. Der Betrieb wird effizienter, die Mitarbeiter zufriedener – und ein Mensch bekommt eine Beschäftigung.

Herr Frey, als Leiter der Regensburger Werkstätten haben Sie viel mit Menschen mit Behinderungen zu tun. Wie wichtig ist für sie eine Beschäftigung?

Die meisten Menschen in der Werkstatt identifizieren sich sehr stark mit ihrer Arbeit. Sie sind stolz, Teil eines Arbeitsprozesses zu sein. Für viele Mitarbeiter bedeutet Arbeit: eine sinnvolle Tätigkeit, Tagesstruktur und soziale Kontakte zu haben. Es bedeutet ebenso über Erfolgserlebnisse Selbstwert und -sicherheit aufzubauen und zu stärken, genauso wie das für jeden anderen Menschen gilt. Es bedeutet im weitesten Sinn Teilhabe.

Wie unterstützt die HWK die Betriebe dabei?

Keller: Leider herrschen noch viele Vorurteile, etwa, dass man einem Menschen mit Behinderung nicht mehr kündigen könne. Wir helfen unseren Betrieben mit dem "Runden Tisch Inklusion", einem speziellen Beratungsangebot. Dabei wird geklärt, welchen Bedarf der Betrieb hat und ob ein Mitarbeiter mit Einschränkungen passen könnte. Dann macht sich der Integrationsfachdienst auf die Suche nach geeigneten Kandidaten. Der Weg zu einer inklusiven Arbeitsumgebung soll dabei für den Betrieb so einfach wie möglich sein. Vor allem für Firmen, die erstmals mit dem Thema in Berührung kommen. Denn hier gibt es die höchsten Hürden.

Frey: Ein weiteres Vorurteil ist beispielsweise, dass Menschen mit Behinderung betreuungsintensiv wären. Allerdings kennen die Betriebe oft nicht die Unterstützungsleistungen wie Arbeitsassistenz am Arbeitsplatz, Leistungsminderungsausgleich, Praktika oder Außenarbeitsplatz. Noch dazu gibt es viele Förderungen. Es ist vieles möglich, nur das Wissen kommt oft nicht bei den Betrieben an oder es ist zu kompliziert.



 Ansprechpartner

Andreas Keller

Bereichsleiter

Tel. 0941 7965-111

Fax 0941 7965-281111

andreas.keller--at--hwkno.de



 Anmeldung zum Seminar

Online-Seminar "Inklusion am Arbeitsplatz"
am 26. November 2021



 Weitere Informationen

www.hwkno.de/inklusion

Keller Andreas Fotowerkstatt Gahr

Andreas Keller

Bereichsleiter

Ditthornstraße 10

93055 Regensburg

Tel. 0941 7965-111

Fax 0941 7965-281111

andreas.keller--at--hwkno.de