Stellt gern Dinge auf den Kopf: Keramikerin Alexa Voigtlaender ist mit ihrem Betrieb [hantwerck] ständig im Wandel.
Petra Homeier
Stellt gern Dinge auf den Kopf: Keramikerin Alexa Voigtlaender ist mit ihrem Betrieb [hantwerck] ständig im Wandel.

Im Gespräch mit Alexa Voigtlaender, Keramikerin und Inhaberin von [hant-werck] in Regensburg Der gute Ton

Betritt man den kleinen Laden [hantwerck] am Rande der Regensburger Altstadt findet man sich in einer eigenen, töneren Welt wieder: Ein quadratischer Raum umringt von Regalen mit Bechern, Tellern, Tassen und anderen Kunstwerken aus Keramik. In der Mitte ein großer Arbeitstisch. Hinter dem Verkaufstresen der Blick in die Werkstatt mit Drehscheibe, Trockenregalen und Brennofen. Chefin von Hantwerck ist Alexa Voigtlaender, eine zugewandte, offene Frau, der man anmerkt, dass sie das, was sie tut, auch lebt. Die gelernte Keramikerin wagte vor acht Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit und erfüllte sich mit ihrem Ein-Frau-Betrieb einen Traum. Die Räumlichkeiten waren zuvor eine echte "Boazn", sagt sie, und mussten erst entkernt und grundlegend renoviert werden. Das meiste davon in Eigenregie. Seit der Eröffnung wächst das Geschäft stetig aber sicher. Anfangs startete sie ohne Telefon und PC, heute hat die Keramikerin einen Online-Shop, ist in den sozialen Medien präsent und führt auch mal Beratungsgespräche per Video-App. Die Folge: Immer mehr überregionale Aufträge.

Unternehmenswerte: Sicherheit und Nachhaltigkeit

Das Sortiment von [hantwerck] ist stets im Wandel und reicht von schlichten Bechern über eine bayerische Geschirr-Kollektion mit Brezen- und Bierkrug-Bildern bis hin zu feministischen Motiven. Auch "Schnickschnack", wie sie es nennt, bietet sie an. Kleine Fliegenpilze etwa, oder Glückskekse aus Porzellanton. Die meisten Produktideen fallen der Keramikerin spontan ein. Dann heißt es ausprobieren, weiterentwickeln, weglegen, wieder hervorholen. Das Geschäftsmodell besteht aus drei Bereichen: Dem Angebot im Laden und im Online-Shop, Auftragsarbeiten und diversen Töpferkursen. Dadurch müsse sie auch keine Angst haben, wenn ein Bereich einmal schlechter läuft. "Mir ist wichtig, dass das Unternehmen gesund wächst und stabil bleibt", betont sie. Neben Sicherheit legt die zweifache Mutter auch Wert auf Nachhaltigkeit. Alle Rohstoffe, die "noch gut" sind, nutze sie auch.

"Töpfern ist Arbeiten mit allen Sinnen"

Ihren Traumberuf fand die 36-Jährige eher zufällig. "Nach der Schule wusste ich erstmal nur, dass ich etwas Handwerkliches machen will", denkt sie zurück. In dieser Orientierungsphase kam sie zufällig an einer Töpferei vorbei und las im Schaufenster "Praktikantin gesucht". So nahmen die Dinge ihren Lauf, eine Ausbildung folgte. Bereut hat sie das nie. "Töpfern ist für mich Arbeiten mit allen Sinnen. Ich rieche, sehe, spüre und schmecke den Ton." Auch der Kontakt mit den Kunden gibt ihr viel. Ein Highlight war kürzlich eine Kundin, die sich einen Weißbierkrug als Geburtstagsgeschenk für ihren Vater wünschte. "Ich hatte diese Form zuvor noch nicht gemacht. Als ich den Brennofen öffnete, alles perfekt passte und sich die Kundin riesig freute, war das einer der Momente, die meinen Beruf so schön machen." Einen typischen Tagesablauf gibt es für die Unternehmerin nicht. "Wenn ich morgens in den Laden komme, weiß ich nicht, was mich erwartet. Auch, wie die fertigen Produkte geworden sind, sehe ich ja erst, wenn ich den Ofen öffne. Das ist wie ein immerwährender Adventskalender."

Mit Busen-Bechern gegen Schönheitswahn

Setzt man sich mit Voigtlaender auseinander, kommt man um das Thema Feminismus nicht herum. So töpfert sie Tassen mit weiblichen Motiven wie Brüsten oder Vulven und ist Gründungsmitglied des Vereins "Localgirlboss", einem Netzwerk selbstständiger Frauen in Regensburg. Sie selbst bezeichnet sich als Feministin und findet, "das sollte so selbstverständlich sein, dass man es nicht extra erwähnen muss". Mit ihren "Busen-Tassen" will sie dem allgegenwärtigen Schönheitswahn etwas entgegensetzen. Sie sind seit Monaten der Renner im Verkauf.

Was die Zukunft für Alexa Voigtlaender bringt, ist offen. "Es ändert sich ständig etwas bei mir, alles ist im Fluss. Ich weiß nur noch nicht, wohin der Fluss fließt", lacht sie. Aktuell läuft es so gut, dass sie zum ersten Mal eine Gesellin einstellen konnte. Das nächste große Ziel lautet: Ausbilden. Den dafür benötigten Ausbilder-Schein hat sie schon.

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Viele neue Ideen setzt die Keramikerin direkt auf der Töpferscheibe um.
Petra Homeier
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