Sattlermeister Josef Piendl und seine Tochter Maria.
Marianne Piendl
Ein starkes Gespann: Sattlermeister Josef Piendl und seine Tochter Maria arbeiten in ihrer Werkstatt Hand in Hand, dort fertigen sie gemeinsam unter anderem Pferdegeschirre und Reitgarnituren nach Maß.

Im Gespräch mit Sattlermeister Josef Piendl und Tochter Maria aus Bad Kötzting.Bringen Pferde und Reiter mit Qualität auf Trab

Ohne Sattlermeister wie Josef Piendl wären Festzüge zweifelsohne nur halb so festlich. Seine Sattlerei befindet sich in Bad Kötzting, der Heimat des Pfingstritts. Von hier aus stattet er Reiter und Pferde in der Umgebung, Europa und der Welt aus - zusammen mit seiner Tochter Maria Piendl. Zurzeit arbeiten die beiden an Aufträgen aus Ungarn und Österreich, auch finnische Pferde tragen ihr Geschirr.

Josef Piendls Vater hatte die Sattlerei 1964 von seinem Lehrherrn übernommen. Damals konnte Josef Piendl senior wegen zu geringer Nachfrage noch keine Meisterprüfung als Sattler ablegen: So wurde er nach seiner Lehre als Sattler, Polsterer und Tapezierer zum Raumausstattermeister. Als Selbstständiger entschied er sich schließlich für die Herstellung von Kummetgeschirren.

"Nach dem Krieg gab es in Kötzting vier Sattlereien und etliche im Umkreis", erzählt der Sohn rückblickend. Doch nach und nach verschwanden die Arbeitspferde, damit einhergehend wurde die Zahl der Sattlereien weniger, das Einzugsgebiet der Sattlerei Piendl wuchs. Zwar ging die Nachfrage nach Kummeten, mit denen man Pferde einspannt, und Geschirren für den alltäglichen Gebrauch zurück - dafür kamen Verzierungen und Festgeschirre hinzu. "Früher wurde zudem mehr repariert als heute. Da war der Arbeitslohn gering, aber das Material teuer. Heute ist es umgekehrt", erklärt Josef Piendl. 1986 stieg er nach der Sattlerlehre in den elterlichen Betrieb mit ein - und musste ihn 1994 abrupt übernehmen, als sein Vater unerwartet starb. Mit Hilfe seiner Mutter führte er die Sattlerei bis zur Meisterprüfung 1997 weiter, bis auch sie ein Jahr später plötzlich verstarb.

Acht Monate im Fest-Rhythmus

Josef Piendl machte weiter und bildete später seine Tochter aus. Maria Piendl hat schon von klein auf in der Sattlerei geholfen. "Da habe ich meine ersten Stickereien gemacht", sagt die heute 23-Jährige. 2017 hat sie ihren Gesellenbrief als Bayerns beste Reitsportsattlerin bekommen und wird den Betrieb später übernehmen. Sie hat auch in einer Polsterei gearbeitet, stattet Stühle, Eckbänke oder Motorradsitze aus - und sorgt dafür, dass die Sattlerei vermehrt Möbelaufträge bekommt.

Die Arbeit fordert Vater und Tochter: Die Hochsaison beginnt mit den Osterritten und endet mit den Leonhardiritten im November. "Dann wird es ruhiger und der Termindruck ist weg", sagt Josef Piendl. Denn der Anspruch der Kunden habe sich verändert: "Heute ist die erste Frage: Wie lange dauert es? Manche wollen schon in zwölf bis 14 Wochen ihre Kummete haben. Früher wussten die Leute, dass diese Arbeit ihre Zeit braucht", erklärt er. Immerhin dauert es im Schnitt 40 Stunden, bis ein Kummet fertig ist.

Ob der Auftrag von einem passionierten Fuhrmann oder einem Unternehmen kommt, ist Josef Piendl gleich: "Mir ist der Privatkunde genauso wichtig wie eine Brauerei." Seit dem Ausbruch der Pandemie arbeiten sie mit weniger Druck, haben aber dennoch ihre Aufträge - dank der zahlreichen Pferdebesitzer überall im Land und über die Grenzen hinaus. Josef Piendl ist auch stolz auf seine Nische, die europaweit einzigartig ist: "Weil Kaltblut und Haflinger für die industrielle Herstellung uninteressant sind, setze ich hier an", sagt er.

Marketing auf Pferderücken

In der Werkstatt arbeiten Vater und Tochter eng zusammen und teilen sich die Arbeit auf. "Maria macht mehr Reitgarnituren, ich mehr die Erstzuschnitte. Sie muss ein Teil, dass sie begonnen hat, auch zu Ende bringen", erklärt er. Ein Problem sei die Lederqualität, die nachgelassen habe, so dass sie um manche Hersteller einen Bogen machen müssen. "Heute landen die Tiere früher im Schlachthof, weil sie ihr Schlachtgewicht erreicht haben. Aber sie werden nicht allzu groß. Deshalb streiten sich die Gerbereien um die dicken Kuhhäute", sagt Josef Piendl.

Das Schönste am Sattlerberuf sei es, die eigenen Produkte auf Fotos und bei Einsätzen zu sehen. "Es ist ein imposantes Bild", sagt der Sattlermeister. "Wenn dann die positiven Reaktionen der Leute kommen und diese sprechen wiederum neue Kunden an, das ist doch wunderbar."

Für Maria Piendl ist die Langlebigkeit ihrer Produkte etwas Besonderes: Manche Reparaturen seien erst nach 15 bis 20 Jahren notwendig, andere blieben 30 Jahre oder länger im Umlauf. "Es ist faszinierend, zu sehen, wie lange unsere handgemachten Stücke halten und welchen Belastungen sie standhalten - und alles nur mit dem Naturprodukt Leder, das mit Nadel und Faden verbunden wird."