Die Handwerkskammer unterstützt Mitgliedsbetriebe bei der Betriebsübergabe.
Manfred Grünwald
Die Unternehmensnachfolge sollte frühzeitig geplant und strategisch gut durchdacht vollzogen werden. Die Handwerkskammer unterstützt Mitgliedsbetriebe bei allen wichtigen Schritten.

Neu aufgelegte Broschüre und Betriebsberater geben wichtige Impulse Betriebsübergabe frühzeitig ins Auge fassen

In Niederbayern und der Oberpfalz stehen in den nächsten Jahren zahlreiche Übergaben von Handwerksbetrieben an. Aktuell sind laut Statistik der Handwerkskammer bei rund dreißig Prozent der eingetragenen Betriebe die verantwortlichen Personen 55 Jahre und älter. "Die Unternehmensnachfolge ist also ein drängendes Thema im Handwerk", weiß Andreas Keller, Bereichsleiter der Betriebsberatung der Handwerkskammer. Er und seine Kollegen führen jährlich etliche Beratungsgespräche dazu durch und laut Keller steige der Bedarf weiter an. Vor allem, weil das Thema Betriebsnachfolge für alle Beteiligten ein einschneidender Schritt sei. "Der Übergeber gibt sein Unternehmen, sein Lebenswerk, aus der Hand, der Übernehmer tritt mit der Existenzgründung in einen neuen Lebensabschnitt ein." Deshalb empfehle Keller, die Nachfolge rechtzeitig zu planen und mit einer klaren Strategie zu vollziehen. Gründliche Information und Planung seien die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Übergabe. Jedoch: "Eine Patentlösung für die Betriebsübergabe gibt es nicht, letztendlich ist kein Betrieb wie der andere."

Übergabe an "Internen" bringt Vorteile

Dass eine Betriebsübergabe nicht leichtfällt, kann Kurt Schildhauer, staatlich geprüfter Augenoptikermeister bestätigen. Er führte sein Geschäft "Optik Schildhauer" in Burglengenfeld vierzig Jahre und übergab es im Oktober 2020 an seinen langjährigen Mitarbeiter Gerhard Ferstl. "Für mich war die größte Herausforderung, die hohen Standards zu halten und die Schildhauer-Tradition in gewohntem Maße fortzusetzen - mit der gleichen Qualität und neuem Schwung", so Gerhard Ferstl. Das sei ihm, Corona zum Trotz, glücklicherweise gelungen, auch dank seiner mehr als 23-jahrelangen Tätigkeit im Team "Optik Schildhauer", zehn Jahre davon als stellvertretender Geschäftsführer. Seine Motivation für die Übernahme des Betriebes war "sich selbst zu verwirklichen". Auch wollte er das Lebenswerk seines ehemaligen Chefs fortsetzen und einen angesehenen Betrieb in der Region erfolgreich weiterführen. "Das war und ist für mich der größte Antrieb", so Ferstl.

Branchenfremd ist nicht gleich Ausschlusskriterium

"Einem langjährigen, motivierten Mitarbeiter den Betrieb übergeben zu können, ist natürlich eine sehr gute Basis", weiß Betriebsberater Andreas Keller. So könne eine relativ reibungslose Übergabe sichergestellt werden. Doch nicht jedes Unternehmen habe diese Möglichkeit. In manchen Fällen bestehe auch die Option, einem Branchenfremden den Betrieb zu übergeben. Wichtig sei dann vor allem, dass dem Übernehmer fachlich kompetente Mitarbeitende im Betriebsalltag beratend zur Seite stehen. So wie es bei der Buch GmbH Korrosionsschutztechnik aus Neustadt an der Donau der Fall war. 2018 verkaufte Lorenz Buch aus gesundheitlichen Gründen seine Anteile an den jetzigen Geschäftsführer Jochen Schäfer, der ursprünglich nicht aus dem Handwerk kommt. "Das war für mich zu Beginn eine Herausforderung", sagt Schäfer rückblickend. Ihm habe vor allem geholfen, dass die gewerksspezifische Qualifikation intern bereits vorhanden gewesen sei, beispielsweise durch DIN-Geprüfte Beschichtungsinspektoren oder Kollegen mit sogenannten KOR-Scheinen. Auch habe er sich selbst gezielt weitergebildet. "So konnte ich eine bereits etablierte Firma mit exzellentem Ruf auf gleich hohem Niveau weiterführen und fortentwickeln - bei laufendem Betrieb und Einnahmen. Ein großer Vorteil", so Schäfer.

Angebote der Handwerkskammer helfen weiter

Eine der ersten Anlaufstellen seien für Jochen Schäfer und Gerhard Ferstl die Betriebsberater der Handwerkskammer gewesen. Die Berater vor Ort hätten ihnen gute Impulse und Hinweise zu den wichtigsten Vorgehensweisen, Abläufen, Formalitäten, Fördermöglichkeiten und weiteren Anlaufstellen gegeben. "Wir möchten in puncto Unternehmensnachfolge kompetenter Ansprechpartner für unsere Mitgliedsbetriebe sein und sie hier bestmöglich unterstützen", so Susanne Erhard, Betriebsberaterin der Handwerkskammer. "Deshalb haben wir auch unsere bewährte Broschüre zum Thema neu aufgelegt." Eine individuelle Beratung könne diese nicht ersetzen, ein guter erster Anhaltspunkt sei sie in jedem Fall.

Keller Andreas Fotowerkstatt Gahr

Andreas Keller

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